Geschenk für den Partner – Geschenke in Beziehung und Partnerschaft

Von den Freuden und Risiken des Schenkens in der Partnerschaft

Eine der bekanntesten Weihnachtsgeschichten ist „Das Geschenk der Weisen“ von O. Henry. Die Helden der Geschichte sind Della und James, die einander sehr lieben. Sie haben kein Geld, doch jeder besitzt eine Kostbarkeit, auf die er stolz ist: Della ihr wundervolles, knielanges Haar und James seine wertvolle Taschenuhr, die er geerbt hat. Weil das Liebespaar so arm ist, dass sie sich keine Extras leisten können, trägt James die Uhr an einer Kordel, und Della hat nichts, womit sie ihr schönes Haar schmücken könnte. Zu Weihnachten möchten beide ihrem geliebten Partner eine besondere Freude machen: Della verkauft ihr Haar, um James eine goldene Uhrkette kaufen zu können. Doch die braucht er dann gar nicht mehr, denn er hat seine Uhr verkauft und für den Erlös ein Set edelsteinbesetzter Haarkämme für Della erstanden. Die Geschichte ist einerseits tragisch, denn beide Geschenke sind jetzt nutzlos, so dass das Paar genaugenommen noch weniger besitzt als vorher. Doch sowohl dem Paar in der Geschichte als auch dem Leser wird nach dem ersten Schmerz sofort klar, dass die Geschenke und die dafür erbrachten Opfer keineswegs sinnlos waren, sondern als Ausdruck der Liebe von höchstem Wert.

Der Name der Geschichte geht auf die drei Könige zurück, die Jesus Geschenke brachten – die ersten Weihnachtsgeschenke überhaupt. Allerdings lassen sich ihre Gaben mit denen von James und Della nicht vergleichen. Denn die drei Könige schenkten weise, die Verliebten jedoch nicht. Trotzdem bezeichnet der Autor seine Helden als die wahren Weisen – und stellt die Weisheit, die aus dem Herzen entspringt, über die praktische, eindeutige und unanfechtbare Weisheit der Dreikönigsgeschenke.

Bloß nicht alle Jahre schon wieder! Schenken müssen ...

Weihnachten, Geburtstage und andere Feste sind fest mit dem Schenken verbunden. Das ist Anlass zur Freude und Vorfreude, aber auch immer wieder Grund für Stress, Verlegenheit, Überdruss und andere weniger schöne Gefühle. Denn Schenken und Beschenktwerden sind gar nicht so einfach. Viel Erwartung ist dabei im Spiel, und Erwartungen bedeuten immer auch Druck: Was, wenn sie sich nicht erfüllen? Wenn mein Geschenk nicht wie erhofft ankommt oder ich eins bekomme, über das ich mich nicht freuen kann?

Viele Paare versuchen, dem Weihnachtsstress und „Geschenkdruck“ mit klaren Absprachen einen Riegel vorzuschieben, etwa mit der Vereinbarung, einander nichts zu schenken und stattdessen Geld für einen guten Zweck zu spenden. Das kann funktionieren, aber natürlich nur, wenn sich beide daran halten. Rückt einer an Heiligabend dann doch mit einer „Kleinigkeit“ heraus, während der andere mit leeren Händen dasteht, sind Enttäuschung und Streit vorprogrammiert. Denn ungerechterweise schämt sich dann in aller Regel derjenige, der sich an die Abmachung gehalten hat, während der andere, der sich darüber hinwegsetzte, triumphieren kann – doch das ist ein schaler Triumph, der dem Geist des Schenkens direkt widerspricht.

Eltern haben es da auf den ersten Blick leichter, denn sie können gemeinsam die Kinder beschenken und deren Freude als gemeinsames Ziel gemeinsam erreichen. Doch darin liegt ebenfalls ein gewisses Risiko – nämlich das, sich selbst und den Partner gedanklich und gefühlsmäßig zu übergehen und die eigenen Bedürfnisse denen der Kinder unterzuordnen oder untrennbar damit zu verknüpfen. Das ist zwar grundsätzlich gut und wünschenswert, doch auch die Freude und Liebe der Erwachsenen verdienen Aufmerksamkeit und ein gewisses Maß an Förderung – zumal an Weihnachten oder zum Geburtstag, wenn jeder gern Kind sein, im Mittelpunkt stehen und nicht nur geben und schenken, sondern auch beschenkt und gefeiert werden möchte.

Womit kann ich dich erfreuen? Das richtige Geschenk für den Partner ...

Die zentrale Frage, die bei vielen Paaren nicht nur in der Vorweihnachtshektik zu kurz kommt, ist: Worüber freut sich mein Partner? Das klingt nach einer einfachen Frage, doch in der Praxis der Ehe- und Paarberatung zeigt sich häufig, dass sie sehr kompliziert, äußerst weitreichend und daher alles andere als einfach zu beantworten ist – und zwar vor allem aus den folgenden Gründen:

  • In einer festen Beziehung oder Lebenspartnerschaft glauben oft beide, den Partner ganz genau zu kennen und darum gar nicht viel darüber nachdenken zu müssen, worüber er oder sie sich freut. Als spontane Antwort auf diese Frage können dann Aussagen kommen, die sehr allgemein sind (z. B. „Sie freut sich, wenn es uns allen gut geht“), feste Gewohnheiten widerspiegeln („Sie freut sich immer über ein gutes Buch“) oder sogar versteckte Kritik transportieren („Am meisten freut er sich, wenn er seine Ruhe hat.“)
  • Je enger und länger man mit einem Menschen zusammenlebt, desto eher neigt man dazu, die eigenen Bedürfnisse mit denen des Partners gleichzusetzen oder gar zu verwechseln. Man gewöhnt sich gewissermaßen die Vorstellung einer individuellen Freude, eines individuellen Glücks zu Gunsten der gemeinsamen Gefühle ab. Doch perfekte Kongruenz gibt es in keiner Zweierbeziehung, und selbst die größte Schnittmenge kann nie alles Vorhandene abbilden.
  • Menschen, die sich ihres Partners sicher fühlen, unterschätzen oft den Wert und die Wirkung von besonderen Geschenken und besonderen Anlässen. „Ich schenke ihm/ihr ja täglich meine Liebe“, heißt es etwa, oder: „Ich sorge dafür, dass sie sich viele Wünsche erfüllen kann.“ Das ist zwar, wenn es stimmt, ganz wundervoll, doch trotzdem schwingt in solchen Aussagen auch einiges an Alltagsfaulheit mit, die zu überwinden sich durchaus lohnen kann.

Nicht zuletzt wird bei vielen Paaren auch das Schenken zu einer festen Gewohnheit. Die Geschenke sind dann oft vorhersehbar (etwa der Blumenstrauß zum Hochzeitstag) oder haben vor allem Nutzwert (ein Küchengerät, ein Paar Socken). Schwierig daran ist jedoch weder die Vorhersehbarkeit noch der Nutzwert (beides kann hochwillkommen und genau das Richtige sein), sondern der Mangel an Überraschung, der in so mancher Beziehung mit der Zeit chronisch wird.

Surprise, surprise! Überraschende Geschenke als Zeichen der Zuneigung ...

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Überraschung das Zeitgefühl beeinflusst. Wer häufig über etwas staunt bzw. sich überraschen lässt, für den verlängert sich die „gefühlte Zeit“, an der Menschen die Fülle und Intensität ihres Lebens viel eher festmachen als an der messbar verstrichenen Zeit, die sie erlebt haben. Es ist also nicht nur ein hübscher Spruch, dass Überraschungen jung halten und lebensverlängernd wirken.

Wenn Ihr Partner auf die Frage, was er sich wünscht oder womit Sie ihn erfreuen können, antwortet: „Überrasch mich!“, dann nehmen Sie ihn einfach beim Wort. Mag sein, dass er diese Antwort aus Faulheit gegeben hat, aber lassen Sie sich davon nicht stören. Natürlich soll ihn die Überraschung nicht erschrecken, überfordern oder ärgern – immerhin sind Sie seine engste Vertraute, darum sollte er Ihnen auch hierin vertrauen dürfen.

Erklärt Ihr Partner hingegen, keine Überraschungen zu mögen, nehmen Sie diese Aussage ernst, aber glauben Sie sie nicht. Die Lust an Überraschungen, an Unerwartetem und Staunenswertem, ist jedem Menschen angeboren. Wer sich später vor Überraschungen fürchtet, hat in aller Regel schon einige sehr unangenehme erlebt, doch daran wollen Sie mit Ihrer ja nicht anknüpfen. Schenken Sie ihm stattdessen eine schöne Überraschung – inklusive der Überraschung, dass das Leben solche auch für ihn bereithält.

Wunschzettel! Wünschen, Schenken, Beziehungen ...

Fast alle Kinder lieben es, vor ihrem Geburtstag oder vor Weihnachten lange Wunschlisten zu erstellen. Sie finden es aufregend, alle ihre Wünsche dort sammeln und aufschreiben zu dürfen – kleine und große, spontane und langgehegte, vernünftige und fantastische – und sich dann davon überraschen zu lassen, welche davon wie und von wem erfüllt werden. Erwachsene haben in ihrem täglichen Leben meist viel häufiger mit Listen zu tun, die in der Regel komplett abgearbeitet werden müssen, um das Ziel zu erreichen. Lange To-do- oder To-have-Listen erzeugen dementsprechend hohen Leistungs- und Erfüllungsdruck.

Natürlich kann es aber auch für Erwachsene sinnvoll und spannend sein, Wünsche aufzuschreiben – entweder die eigenen, um den Partner darauf aufmerksam zu machen und/oder Fehlkäufen vorzubeugen, oder die des Partners. Letzteres ist vor allem dann hilfreich, wenn der Partner häufig kleinere oder materielle Wünsche äußert, die man sich merken möchte, um sie zu einem besonderen Anlass (oder nachdem er sie selbst schon fast wieder vergessen hat) erfüllen zu können. Bei manchen Dingen ist es sogar ganz wichtig, klare Ansagen zu machen oder Informationen zu sammeln, um die Frage, worüber sich der Partner freut, besser beantworten zu können. Hier sind zwei Beispiele

  • Sie freut sich über ein gutes Buch – aber was findet sie gut an einem Buch, zum Beispiel an dem, das sie gerade liest? Mag sie einen bestimmten Autor, ein bestimmtes Genre, ein bestimmtes Thema besonders? Warum?
  • Er erholt sich gern in seiner Hobbywerkstatt, aber was genau macht er da? Vermisst er ein bestimmtes Werkzeug? Beschwert er sich häufig über ein Gerät, das seinen Ansprüchen nicht genügt, über fehlendes Material, über zu kleine Arbeitsflächen?

Gutscheine als Geschenkidee? Das Geschenk muss zum Partner passen ...

Gutscheine zu verschenken gilt nach wie vor als Plan B, obwohl es in diesem Bereich heute jede Menge Möglichkeiten gibt – vom simplen Einkaufsgutschein bis hin zu Wellnesswochenenden und Abenteuern wie einem Fallschirmsprung. Wichtig ist natürlich, dass der Gutschein zum Empfänger passt. Je persönlicher er ist, desto geringer ist das Risiko, dass der Beschenkte sich damit „abgespeist“ fühlt.

Das Verschenken nichtmaterieller Dinge per Gutschein erfordert Kreativität, Einfühlungsvermögen und persönliches Engagement. Wer einen tollen Abend zu zweit verschenken will, fährt üblicherweise besser damit, gleich zwei Karten fürs Konzert oder die Bestätigung der Tischreservierung unter den Baum zu legen. Dann ist sofort klar, dass es sich nicht nur um vage Versprechungen für irgendwas und irgendwann handelt, sondern um ein Erlebnis, das der Partner bereits initiiert hat und auf das man sich jetzt einfach freuen kann.

Vorsicht ist allerdings geboten bei Sexgutscheinen aller Art. Was auf den ersten Blick witzig oder spannend erscheint, kann zu vielerlei Konflikten führen. Hier sollte der Schenkende sich schon vorher ganz sicher sein, dass die Idee gut ankommt. Beim geringsten Zweifel gilt: Lieber bleibenlassen – und stattdessen darüber nachdenken, ob sich Wünsche wie „Sex in der Lieblingsposition“ oder „eine heiße Nacht mit Spielzeug deiner Wahl“ nicht viel besser ohne Papierkram erfüllen ließen.

Das höchste Risiko und ein schier unüberschaubares Konfliktpotenzial bieten Blankogutscheine, auf denen etwa steht: „Über die Erfüllung eines Herzenswunsches“ oder „24 Stunden, in denen ich nur mache, was du willst.“ Damit macht es sich der Schenkende erst einmal viel zu einfach und überlässt dem Empfänger die Wahl des „Geschenks“ und die Verantwortung für dessen Erfolg, was nie gut ankommt. Und bei der Umsetzung – wenn es überhaupt dazu kommt – können sich Schwierigkeiten ergeben, mit denen niemand vorher gerechnet hat.

Symbolische Geschenke in Beziehung und Partnerschaft ...

Zwei kurze Geschichten als Beispiel: Ein Paar will ein Haus bauen und verzichtet wegen der Finanzierung seit Jahren auf den gemeinsamen Urlaub. Zu Weihnachten schenkt sie ihm ein kleines Flugzeug aus Plastik. Er versteht die Botschaft: Ich teile deine Sehnsucht, unser Traum ist nicht vergessen, diesen Plan verwirklichen wir uns noch. Er stellt sich das Flugzeug auf den Schreibtisch und freut sich jedes Mal, wenn er es ansieht.

Eine Frau wünscht sich mehr Nähe und Zärtlichkeit in der Beziehung. Oft hat sie das Gefühl, das wäre ihrem Mann gar nicht (mehr) so wichtig, und fühlt sich darum einsam. Er schenkt ihr zu Weihnachten ein großes, teures und schön gearbeitetes Kuscheltier. Sie versteht die Botschaft: Ich weiß, dass du von mir nicht bekommst, was du brauchst, und dass ich dir das auch künftig nicht werde bieten können. Als sie sich wieder mal einsam fühlt, schmiegt sie sich an das Kuscheltier, weint in dessen Kunstpelz und fragt sich, ob es nicht da draußen einen anderen gibt, der sich über ihre Zärtlichkeiten freuen würde.

Der Unterschied: Das Flugzeug ist ein Symbol, das Kuscheltier hingegen ein Ersatz. Und während Symbole uns Kraft geben und helfen, uns an Wichtiges und Schönes zu erinnern, hat jeder Ersatz einen schalen Beigeschmack. Natürlich kann man nicht immer genau das haben, was man will, doch niemand möchte die Erkenntnis, dass er mit einem unerfüllbaren Wunsch allein dasteht, auch noch aus einer festlichen Verpackung auswickeln müssen.

Geben ist nicht unbedingt seliger denn Nehmen! Beschenkt werden als Druck ...

Manche Menschen halten sich für wahre Meister des Schenkens. Sie finden für jeden das passende Geschenk, präsentieren es immer in den schönsten Verpackungen und lassen sich bei Qualität und Preis nicht lumpen. Allerdings ist es auch riskant, das Schenken solcherart als Leistungssport oder Wettbewerb zu betreiben. Selbst wenn es dem Schenker Spaß macht, hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen und zu erfüllen, läuft er Gefahr, den Beschenkten zu überfordern oder unter Druck zu setzen – vor allem dann, wenn auch noch ausdrücklich erklärt wird, man gebe einfach gern und erwarte keinerlei Gegengeschenk. Das glaubt üblicherweise niemand, da es meistens auch nicht stimmt, und dann ist es entsprechend schwer, für einen solchen Schenkmeister ein adäquates Präsent zu finden.

Wer seine Gebernatur und Geberkompetenz auffällig stark betont, tut sich selbst oft schwer damit, etwas anzunehmen. Das kann viele Gründe haben, etwa mangelndes Selbstwertgefühl, das dazu zwingt, sich selbst, seine guten Absichten oder seine Liebenswertheit immer wieder neu zu beweisen. Dabei wird die Fähigkeit, sich selbst beschenken zu lassen und ein Geschenk einfach anzunehmen, von den allermeisten Menschen sehr hoch geschätzt. Denn damit öffnet man dem anderen viele Türen und lädt ihn in vielerlei Hinsicht in das eigene Innere ein. Nicht umsonst wird, wenn von „Hingabe“ die Rede ist, gemeinhin nicht das Geben, sondern das ganz entspannte, vertrauens- und liebevolle Annehmen gemeint.

Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler! Schenken Sie mit Liebe ...

Kennen Sie die Simpsons? Diese Zeichentrickserie läuft seit 28 Jahren und ist unter anderem dafür berühmt, dass es kaum ein Thema gibt, mit dem sie sich noch nicht beschäftigt hat. In einer der allerersten Folgen schenkt der Familienvater seiner Ehefrau eine Bowlingkugel, weil er sich selbst eine wünscht. Er lässt sogar seinen Namen eingravieren. Die Frau durchschaut ihn sofort und wirft ihm vor, ihr immer Dinge zu schenken, die er eigentlich selber haben und nutzen will. Aus Trotz geht sie mit der Kugel auf die Bowlingbahn, obwohl sie sich überhaupt nicht für diesen Sport interessiert. Sie lernt dort aber einen Mann kennen, der ihr den Hof macht, und das zwingt ihren Ehemann schließlich doch noch dazu, sich mit ihren Wünschen zu beschäftigen und sich stärker für seine Liebe und sein Eheglück ins Zeug zu legen.

Lassen Sie sich beim Schenken nicht hetzen und vermeiden sie Verlegenheitsgeschenke. Hören Sie stattdessen auf Ihr Herz und denken Sie an Ihren Partner, wenn Sie ein passendes Geschenk für ihn finden möchten. Falls die zündende Idee auf sich warten lässt, ärgern oder schämen Sie sich nicht, sondern bleiben Sie aufmerksam, fragen Sie nach oder achten Sie auf Zeichen. Denn jeder von uns sendet ständig Signale aus, die auf seine Wünsche und Freuden hinweisen, und die Signale Ihres Partners können wahrscheinlich Sie am besten lesen und deuten – mit Ihrer Erfahrung, Ihrem Verstand und Ihrer Liebe.

Ihre
Ilona von Serényi, Aachen-Oberforstbach

Zurück zur Themenübersicht

Ilona von Serényi - Paartherapie & Eheberatung
Pascalstraße 15, 52076 Aachen (Oberforstbach)
Telefon: 02408-59 80 859