Burnout Syndrom in der Partnerschaft

Hinweis für Klienten: Die Informationen auf dieser Seite stellen - soweit sie Burnout betreffen - allgemeine Informationen zu Fragen dar, die sich häufig im Rahmen meiner Arbeit stellen. Ich greife diese Themen ggf. im Rahmen meiner Arbeit als Paartherapeutin unterstützend auf, behandle aber selbst in der Regel keinen Burnout.

Burnout heißt Ausgebranntsein. Der Name Burnout-Syndrom steht für ein komplexes Krankheits- und Beschwerdebild, das sich in der Regel durch zu viel Stress im beruflichen Umfeld entwickelt. Die ersten Erwerbstätigen, bei denen ein Burnout-Syndrom diagnostiziert wurde, waren Pflegekräfte in den USA – bei Untersuchungen hatte sich herausgestellt, dass viele von ihnen unter chronischen Erschöpfungszuständen litten. Die körperliche, geistige und seelische Dauerbelastung bei der Arbeit hatte sie selbst krank gemacht – so krank, dass einige von ihnen ihren Beruf nicht mehr ausüben konnten und auch im Alltag Hilfe benötigten.

Heute gilt das Burnout-Syndrom bereits als Zivilisationsleiden und Volkskrankheit der westlichen Welt. Seine Vorboten und Begleitsymptome sind vielfältig und nicht bei jedem gleich, daher ist diese Krankheit schwer zu erkennen und zu diagnostizieren. Für die Therapie von Burnout gibt es keine Patentrezepte, und der Krankheits- bzw. Heilungsverlauf lässt sich nur schwer voraussagen.

Laut den Statistiken der Versicherer werden immer mehr und immer jüngere Menschen wegen Burnout zu Langzeitarbeitslosen oder Frührentnern. Sie müssen ihren Beruf oder ihr Unternehmen aufgeben und folglich ihr gesamtes Leben neu organisieren. Das stellt nicht nur für die direkt Betroffenen, sondern auch für deren Partner eine schwere Belastung dar. Oft sind betroffene Paare mit dieser Situation überfordert und suchen daher Hilfe bei einer Paartherapie oder Eheberatung.

Burnout Definition - Körper, Geist und Seele sind krank

Stress im Job oder Zeiten, in denen das Leben besonders anstrengend scheint, kennt jeder. Stress ist grundsätzlich auch nichts Schlechtes, wenn er auf natürliche Weise entsteht und verarbeitet werden kann. Der Haken an der Sache ist, dass das in der modernen Industrie- und Informationsgesellschaft gar nicht mehr so einfach ist – denn das Stressprogramm unseres Organismus hat sich seit der Steinzeit kaum verändert.

Wenn es anstrengend, bedrohlich oder gefährlich wird, gibt es drei mögliche Verhaltensweisen: Angriff, Flucht oder Verstecken. In Stresssituationen wird der Organismus mit einem Hormoncocktail überflutet, der ihn bereit für eine adäquate Reaktion macht. Unter Stress werden Hunger, Müdigkeit und andere Störfaktoren kurzfristig unterdrückt bzw. ausgeblendet, um schnelles und gezieltes Handeln zu ermöglichen. Daher „funktionieren“ viele Menschen am besten, wenn ein gewisser Stresspegel vorhanden ist. Die Gedanken sind dann klarer und fokussierter, die Entscheidungskraft ist größer, die innere und äußerliche Motivation, Beweglichkeit und Leistungsbereitschaft steigen.

Wichtig ist nur, dass die Anstrengungen auch zu Erfolgserlebnissen führen und Körper wie Seele zwischen den Stressperioden auch Zeit zur Erholung und Regeneration haben. Kann der Stress, der letztlich ein Erzeugnis der körpereigenen Chemiefabrik ist, nicht auf natürlichem Weg abgebaut werden, verselbstständigt er sich und wird irgendwann zum Dauerzustand. Und dafür ist unser Organismus nicht ausgelegt – er reagiert darauf mit geistig-seelischen und auch körperlichen Symptomen.

Bei einem durch beruflichen Stress ausgelösten Burnout können sich auch die Gefühle für den Ehe- oder Lebenspartner und das Verhalten in der Beziehung und Familie verändern. Denn chronische Erschöpfung, Schmerzen und Gefühle der Ohnmacht und Verzweiflung überschatten die lebendigen und positiven Impulse. Leidenschaft und Libido, Neugierde und Spieltrieb, Risikofreude, Begeisterungsfähigkeit und Abenteuerlust sind stark gedämpft oder verschwinden zeitweise ganz aus dem Spektrum der Emotionen. Die Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen können so weit gehen, dass sie in der Ehe oder Beziehung zu einer schleichenden Entfremdung führen.

Wenn es zu einer Kündigung kommt, ein wichtiger Teil des gemeinsamen Einkommens wegfällt und die Krankheit im Vordergrund steht, bedeutet das meist außerdem, die Pläne der nächsten Jahre über den Haufen werfen zu müssen. Die nächsten Angehörigen leiden daher ebenfalls unter der Krankheit: Auch sie müssen sich an einen ganz anderen Alltag gewöhnen und üblicherweise ihre Ansprüche stark herunterschrauben. 

Burnout Symptome und Anzeichen

Gerade, weil immer mehr Menschen unter Burnout-Symptomen leiden und das Interesse der Öffentlichkeit entsprechend hoch ist, ist „Burnout“ zu einem Trendwort geworden, das zuweilen auch leichtfertig angewendet und überstrapaziert wird. Trotzdem sollte jeder Mensch sich hin und wieder die Zeit nehmen, in Ruhe über seine aktuelle Berufs-, Lebens- und Beziehungssituation nachzudenken und dabei seiner inneren Stimme aufmerksam nachzulauschen. Wenn die immer wieder Sätze spricht oder Bilder entwirft wie die folgenden, deutet das darauf hin, dass zumindest einige psychologische Burnout-Symptome bereits vorhanden sind.

Burnout Syndrom durch psychische Belastung: Stress, Erschöpfung, Depression
 

  • Ich trage ständig eine zu schwere Last auf meinen Schultern. Eines Tages falle ich einfach um.
  • Meine Arbeit ist mir egal.
  • Für die Menschen, die mir viel bedeuten, habe ich früher mehr empfunden und getan. Mitgefühl und Engagement werden immer schwerer.
  • Ich weiß schon, was ich bräuchte und was mir gut tut (z. B. Bewegung, Freizeitaktivitäten, Hobbys, Kontakt zu Freunden und Verwandten). Aber vor lauter Arbeit komme ich ja nicht dazu.
  • Ich bin viel müder (bzw. viel öfter müde), als ich bei meiner Schlafdauer und -qualität sein sollte.
  • Ich erkenne mich selbst kaum wieder. Ich bin mehr eine Maschine als ein Mensch. Ich funktioniere nur noch.
  • Alle gehen mir auf die Nerven. Ich werde noch zum Zyniker. Ich muss aufpassen, dass mir keine bissigen Bemerkungen rausrutschen.
  • Schlafen bringt auch nichts: Nach dem Aufstehen könnte ich mich gleich wieder hinlegen.
  • Ich bin ganz allein. Was aus mir wird, ist den anderen egal. Die würden mich jederzeit zurücklassen.
  • Die wissen gar nicht, was sie an mir haben.
  • Ich weiß nicht, wer mir die Wahrheit sagt und wem ich vertrauen kann.

Wie gesagt: An bestimmten Tagen kennt das jeder. Der Wiedererkennungswert ist hoch, und am nächsten oder übernächsten Tag kann man schon wieder darüber lachen. Daher ist es auch absolut normal, solche Sätze zwischendurch laut auszusprechen und ernst zu meinen. Wer dauernd so empfindet und denkt, wird anstrengend und beängstigend: Das Ausgebranntsein schlägt nicht Betroffenen, sondern auch deren Umfeld aufs Gemüt.

Ein Burnout im klinischen Sinne geht immer auch mit handfesten Beschwerden einher. Psychische Belastungen manifestieren sich in körperlichen Beschwerden.

Körperliche Symptome als Hinweis auf eine mögliche Erkrankung
 

  • Muskel- und Gelenkbeschwerden (z. B. Rückenschmerzen oder Verspannungen),
  • Kreislaufbeschwerden (Herzrhythmusstörungen, Schwindel, zu hoher oder zu niedriger Blutdruck, Atemnot),
  • Verdauungsbeschwerden (Koliken, Appetitlosigkeit, Essstörungen, Magengeschwüre, chronische Übelkeit u. Ä.),
  • Ruhe- bzw. Schlaflosigkeit sowie
  • Hypernervosität bis hin zu Alpträumen, neurologischen Störungen, Panikattacken oder Realitätsverlusten.

Auch hierbei gilt: Wer von Zeit zu Zeit eines oder auch mehrere an sich beobachtet, leidet deswegen noch lange nicht am Burnout-Syndrom. Handlungsbedarf besteht aber, wenn sich die Symptome häufen und es kaum oder gar keine Erholungsphasen mehr gibt. Beziehungen in der Corona-Krise werden 2020 auch in dieser Hinsicht auf die Probe gestellt.

Viele Menschen, die unter Burnout leiden, haben ihre Karriere auf der Überholspur begonnen und für sich selbst und ihren Partner große Pläne gemacht. Durch die Krankheit werden sie jäh ausgebremst, und früher durchaus erreichbare Ziele rücken in schier unerreichbare Ferne. Das ist hart und wird als schmerzliche Erniedrigung und häufig als persönliches Versagen empfunden.

Burnout Syndrom beim Partner

Wenn in der Eheberatung oder Paartherapie Beziehungsprobleme durch Burnout besprochen werden, erzählen die Betroffenen oft von Scham- und Schuldgefühlen, weil sie sich selbst als eine  Belastung sehen, aber nicht wissen, was sie dagegen tun können. Angehörige und Partner von Burnout-Patienten sehen die größte Schwierigkeit oft darin, ihre eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Routinen zugunsten der Krankheit bzw. Therapie zurückzustellen. Viele fühlen sich mit ihrer eigenen Hilflosigkeit, Scham oder auch Wut allein gelassen: Gerade der Partner, der ihnen früher eine feste Konstante, ein Fels in der Brandung war, ist als Helfer, Versorger, Berater und Tröster ausgefallen und braucht stattdessen selbst dauernd Unterstützung und Aufmerksamkeit.

Mitleid ist Zeichen eines gütigen Herzens, aber keine dauerhafte Basis für eine Beziehung. Nicht nur für die Leidenschaft ist es schlecht, den Partner dauerhaft als Bedürftigen, Patienten oder großes Kind zu sehen – es verhindert auch die gewohnte Beziehung auf Augenhöhe, schadet dem Selbstwertgefühl und schränkt die Kommunikations- und Handlungsmöglichkeiten ein. Nicht die Krankheit steht im Vordergrund, sondern der Heilungsprozess – und der gesunde Mensch, der am Ende des Weges daraus hervorgehen wird.

Hinweise oder Regeln zum Umgang mit dem Burnout-Syndrom sind also vor allem für die Zeiten gedacht, in denen es explizit um die Krankheit geht. Das können anfangs viele Stunden pro Tag sein, doch auf Sicht müssen es weniger werden – falls nicht, müssen die Therapiemaßnahmen neu überdacht und gegebenenfalls geändert werden. Eine Ehe- bzw. Partnerberatung oder eine Paartherapie sind allerdings keine Therapien gegen Burnout: Der Eheberater und Paartherapeut ist spezialisiert auf die Lösung von Beziehungskonflikten und Ehekrisen, und die sind bei Burnout selten Auslöser, sondern meist Begleiterscheinungen oder Konsequenzen.

Durch Beratungsgespräche und das gemeinsame Erlernen von konstruktiveren Verhaltensweisen konnten jedoch schon viele Paare ihre Ehe retten oder die Partnerschaft in schweren Zeiten stärken und eine Krise gemeinsam meistern. Als Ergänzung zu den burnout-spezifischen und ärztlich verordneten Heil- und Reha-Maßnahmen kann eine Partner- oder Eheberatung also durchaus sinnvoll sein. Dabei geht es nicht vordergründig um die Krankheit des einen Partners, sondern um die schwierige Situation zweier Liebender, die gemeinsam eine Krise zu bewältigen haben und ihre Gefühle mitteilen und miteinander teilen müssen, damit das auch funktionieren kann. 

Burnout: Konkrete Tipps für den Beziehungsalltag

1. Informieren Sie sich über die Krankheit

Im Märchen von Rumpelstilzchen verliert der böse Geist seine Macht, als die Heldin ihn bei seinem Namen anruft. „Kenne deinen Feind“ ist ein Zitat, das vielen berühmten Strategen zugesprochen wird – wahrscheinlich hat es jeder von ihnen gesagt. Lesen und hören Sie sich gemeinsam über Burnout um, aber recherchieren Sie nicht ins Blaue, sondern fragen Sie Ärzte und Experten. Stellen Sie das allgemeine und erarbeitete Wissen jedoch nicht über Ihre persönlichen Erlebnisse, sondern versuchen Sie, eines durch das andere zu ergänzen und zu relativieren.

2. Grenzen Sie sich ab, wenn es nötig ist

Auch, wenn Sie durch die Krankheit Ihres Partners selbst zu einem Burnout-Experten werden, können und sollen Sie ihm nicht den Arzt oder professionellen Therapeuten ersetzen. Sie führen eine Liebesbeziehung, keine Arzt-Patient-Beziehung. Geben Sie offen zu, wann und wodurch Sie sich überfordert fühlen, und suchen Sie rechtzeitig Hilfe von außen.

Ermutigen Sie Ihren Partner zu den empfohlenen Therapien und sprechen Sie weitere Möglichkeiten zur Unterstützung an, etwa Selbsthilfegruppen. Und schaffen Sie sich Freiräume, in denen Sie sich erholen können: Es hilft Ihrem Partner nicht, wenn es Ihnen schlecht geht oder Sie durch die Zusatzbelastung ebenfalls krank werden.

3. Hören Sie zu, aber nicht zu lange

Zum Burnout gehören auch Verhaltensweisen und Aussagen, die jedem, der kein Heiliger ist, über kurz oder lang auf den Wecker gehen: Selbstmitleid, Klagen und Anklagen, Antriebsschwäche und Interesselosigkeit. Viele Betroffene wollen lange nicht einsehen, dass sie Hilfe von außen benötigen, igeln sich ein oder geben anderen Menschen oder den allgemeinen Umständen die Schuld für ihre Erschöpfung.

Hören Sie Ihrem Partner zu, auch wenn er nicht sachlich oder logisch reagiert. Zeigen Sie Verständnis, aber lassen Sie es nicht überstrapazieren. Er hat sicher viel Grund zur Klage – doch ebenso sicher haben Sie beide Handlungsbedarf, wenn Sie die aktuelle Situation verbessern und die Krise überwinden wollen. Üben Sie Geduld und bitten Sie auch Ihren Partner darum. Was immer Sie sich für die Zukunft erhoffen oder erarbeiten: Die Zeit, die es braucht, um sich zu entwickeln, will erst einmal gemeinsam erlebt werden.

Wenn Sie sich über die Krankheit unterhalten, blicken Sie dabei nach vorne. Planen Sie die nächsten Schritte gemeinsam, und versichern Sie Ihren Partner Ihrer Unterstützung bei Erfolg versprechenden Therapieansätzen oder beruflichen Veränderungen. Versuchen Sie, immer wieder zum Konkreten zurückzukommen, und setzen Sie sich Ziele, die Sie erreichen können. Denken Sie optimistisch, ohne Ihre oder die Erwartungen des Partners zu überspannen: Was tun wir als Nächstes? Wie wird es sein, wenn es gelingt? 

4. Erinnern Sie Ihren Partner an seine Stärken

Menschen brauchen Lob, Erfolgserlebnisse, Respekt und auch Bewunderung, um sich kompetent, nützlich und glücklich zu fühlen. Positives Feedback, auch zu alltäglichen Handlungen, lindert die Selbstzweifel und stärkt die Motivation. Indem Sie Ihren Partner weiterhin fordern und in den vertrauten Alltag einbeziehen, lenken Sie ihn von seinen Beschwerden ab und erinnern ihn daran, dass er etwas Besonderes ist und Sie seine Stärken und Fähigkeiten nicht nur kennen, sondern lieben und brauchen. So behalten Sie beide im Auge, dass die Krankheit etwas Vorübergehendes ist und Sie darüber nicht vergessen werden, was Sie füreinander sind und aneinander haben.

5. Gehen Sie raus und unternehmen Sie gemeinsam etwas

Burnout wird durch Stresshormone ausgelöst, die nicht mehr bzw. nicht richtig abgebaut werden. Dieser biochemische Aspekt wird bei Menschen angesichts deren komplizierten Seelenlebens oft vernachlässigt – dabei ist hier ein Ansatzpunkt, der viel Erfolg bei wenig und vor allem angenehmem Aufwand verspricht.

Bewegung an der frischen Luft, etwa in Form von Spaziergängen oder einem moderaten Sport- und Trainingsprogramm, hilft dem Organismus beim Abbau von Stresshormonen und hellt dadurch die Stimmung auf. Auch Sonnenlicht, Geselligkeit, Musik, Tanz, Zärtlichkeiten und guter Sex erinnern den Körper daran, dass das Leben nicht nur aus Stress besteht, und motivieren ihn dazu, den verwirrten und aus den Fugen geratenen Hormonhaushalt von Dauerstress wieder auf Normalzustand umzustellen – mit der Option zu Liebe, Entspannung und Glück.

Wichtig bei gemeinsamen Plänen und Aktivitäten ist, vor allem anfangs nicht zu übertreiben, damit kein Zusatzdruck entsteht, der das Gefühl der Überforderung noch verstärkt. Und natürlich sollten Sie sich Unternehmungen aussuchen, die Ihnen beiden Freude machen. Haben Sie beide keine Lust auf Waldspaziergänge oder Sport, dann fahren Sie in die Stadt oder an den Strand, gehen Sie bummeln oder tanzen, kochen Sie etwas Leckeres oder frühstücken Sie gemütlich im Bett. 

Ihre
Ilona von Serényi, Aachen-Oberforstbach

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Ilona von Serényi - Paartherapie & Eheberatung
Pascalstraße 15, 52076 Aachen (Oberforstbach)
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