Großer Altersunterschied zwischen den Partnern: Der Altersunterschied kann die Beziehung belasten
Es lässt sich kaum willentlich beeinflussen oder gar mit dem Verstand steuern, wo die Liebe hinfällt. So setzen sich leidenschaftliche und innige Gefühle auch über große Altersunterschiede hinweg. Trotzdem zeigen Statistiken, dass sich die meisten Menschen für einen Partner entscheiden, der ungefähr im gleichen Alter ist: Im Durchschnitt ist der Mann in der Ehe oder Partnerschaft hierzulande vier Jahre älter als die Frau. Und nur in rund sechs Prozent der Beziehungen besteht zwischen den Partnern ein Altersunterschied von mehr als zehn Jahren.
Begründen lässt sich die Partnerwahl in der gleichen Altersgruppe damit, dass sich hieraus viele Gemeinsamkeiten ergeben – etwa in Bezug auf die Persönlichkeitsentwicklung, die beruflichen und familiären Lebensumstände und die allgemeinen Bedürfnisse. Doch auch Altersunterschiede können anziehend wirken: Ein wesentlich älterer Partner vermittelt Sicherheit durch seine Erfahrung und Gelassenheit, ein jüngerer kann durch seine Offenheit, Unbeschwertheit und Unternehmungslust wie ein Jungbrunnen wirken.
Allerdings sind Beziehungen, in denen zwischen den Partnern ein großer Altersunterschied besteht, immer noch nicht vollständig gesellschaftlich akzeptiert. Vor allem, wenn die Frau älter ist als der Mann, muss das Paar auch heute noch mit kritischen oder schrägen Blicken rechnen. Das kommt einerseits daher, dass alles, was von der Norm abweicht, Neugierde und bei manchen Menschen auch spontane Ablehnung hervorruft. Andererseits lässt sich nicht abstreiten, dass ein hoher Altersunterschied in der Beziehung Fragen aufwirft, denen sich auch das Paar selbst stellen muss.
Ungewöhnlicher Altersunterschied: Wenn die Liebe zur öffentlichen Angelegenheit wird
Die Partnerwahl ist nur theoretisch eine reine Privatangelegenheit. Die Praxis sieht ganz anders aus. Das erleben vor allem diejenigen, die eine außergewöhnliche Entscheidung treffen – zum Beispiel Menschen, die sich mit einem wesentlich älteren oder jüngeren Partner zusammentun. Besonders provozierend wirken dabei Partnerschaften, in denen die Frau älter ist als der Mann. Hier muss der Altersunterschied noch nicht einmal groß sein – die bloße Tatsache reicht schon, um manche Mitmenschen abzuschrecken oder zu Spott und verletzenden Unterstellungen zu bewegen.
Die Verbindung eines älteren Mannes mit einer deutlich jüngeren Frau ist hingegen tief in den hiesigen Traditionen verwurzelt und wird daher eher gesellschaftlich anerkannt. Dass der Mann zumindest ein wenig älter ist, gilt als normal und wünschenswert. Beträgt der Altersunterschied jedoch mehr als zehn oder gar zwanzig Jahre, ist auch hier mit einem Übermaß an Aufmerksamkeit und unerwünschter Einmischung zu rechnen. Betroffene Paare fühlen sich dann zuweilen wie auf dem Präsentierteller – und nicht wenige erleben das allgemeine Interesse an ihren eventuellen oder erwarteten Problemen auch zunehmend als Belastung für ihre Liebe.
Wenn im beruflichen, familiären und sozialen Umfeld Zweifel an der Beziehung bzw. deren Zukunft bestehen, kann das mangelnde Vertrauen sich auch im Inneren fortsetzen. Wie in einer belagerten Festung wachsen durch den Druck von außen vielfach auch die eigenen Zweifel und Ängste. Gleichzeitig schrumpfen die Räume für Erholungspausen, die ein Paar gerade in Zeiten nervlicher Belastung dringend braucht.
Paare mit großem Altersunterschied haben es schwerer in Gesellschaft und Beruf
Ein großer Altersunterschied in der Beziehung fühlt oft dazu, dass die Betroffenen am Arbeitsplatz nicht mehr ernst genommen, von Verwandten abgelehnt oder bei gesellschaftlichen Anlässen schief angesehen oder gehänselt werden. Ein Manager, dessen Ehefrau fünf Jahre älter ist, eine Chefin mit einem jüngeren Partner, ein Bekannter, der sich in eine Frau verliebt, die seine Tochter sein könnte – das ist für viele undenkbar und verlockt auch liberaler Denkende häufig zu unfairen Mutmaßungen. Der Altersunterschied zum Partner kann dem Image schaden, die Autorität untergraben, die Beförderung verhindern und zu Familienzwisten und sogar Erbstreitigkeiten führen. Manchmal löst er regelrechte Hetzkampagnen (Mobbing, Verleumdung) aus – sind Prominente betroffen, kann man darüber dann wochenlang in den Klatschspalten lesen.
Dem Menschen fällt es viel leichter, an etwas zu glauben, an das auch viele andere glauben. Sich quasi zu zweit der ganzen Welt entgegenzustellen, geht dagegen auf Dauer an die Substanz. Zu Beginn der Beziehung kann das dadurch entstehende Gefühl der Verschworenheit zwar euphorisierend wirken und die Gefühle füreinander noch intensivieren, doch dieser Effekt lässt mit der Zeit nach. Denn die wenigsten Liebenden möchten ständig kämpfen oder sich selbst und anderen immer wieder aufs Neue etwas beweisen müssen.
Welche Strategien sich lohnen, um die Liebe wieder zur Privatangelegenheit zu machen bzw. mit unerwünschten Reaktionen umzugehen, ist von Fall zu Fall verschieden. Meist ist es nicht möglich, sich von allen Zweiflern, Spöttern und Unglückspropheten einfach fernzuhalten bzw. ihre Äußerungen zu ignorieren. Oft sind darunter Menschen, deren Meinung einem wichtig ist und deren Verhalten darum besonders wehtut. Wichtig ist, dass das betroffene Paar am selben Strang zieht und die gemeinsamen Kräfte bündelt, um solche Herausforderungen zu meistern. Mit Hilfe eines geschulten Psychologen lässt sich herausfinden, wo sich der Angriff mehr lohnt und wo die Verteidigung – und wann es das Beste ist, sich auf das gemeinsame Glück zu besinnen und auf Konfrontationen mit dem Umfeld zu verzichten.
Liebe über Altersgrenzen hinweg leben: In der Paarberatung finden Partner neue Wege
Mit dem Alter verändern sich die Prioritäten: Unterschiedliche Lebensabschnitte gehen üblicherweise einher mit verschiedenen Vorstellungen von der Familienplanung oder den grundsätzlichen Zukunftsperspektiven. Damit müssen sich Lebenspartner, die altersmäßig stark voneinander abweichen, rechtzeitig auseinandersetzen, um spätere Konflikte zu vermeiden. Damit die Liebesbeziehung auch mit großem Altersunterschied harmonisch bleibt und dauerhaft funktioniert, brauchen beide Partner Einsicht, Rücksicht und Vertrauen zueinander.
Eine Liebe zu leben, die nicht den gesellschaftlichen Konventionen entspricht, erfordert Kraft, Mut und starken Zusammenhalt. Das Gespräch mit dem Eheberater oder Paartherapeuten kann helfen, den Blick für die eigenen Bedürfnisse und die des anderen zu schärfen, gemeinsam Prioritäten und Grenzen zu erkennen und so die Chancen und Perspektiven der Beziehung klarer zu sehen. In der Eheberatung bzw. Paarberatung finden auch Paare Unterstützung, die wegen ihres Altersunterschiedes gesellschaftliche Schwierigkeiten erleben oder unter den Reaktionen der Familie, des Freundeskreises oder der Vorgesetzten und Kollegen leiden.
Auch wenn es durch den Altersunterschied bereits zu Konflikten in der Beziehung gekommen ist, kann der Psychologe bzw. Partnertherapeut helfen. Zwei Menschen, die sich lieben, sind in Krisensituationen grundsätzlich bereit zur Veränderung und auch zu Kompromissen, wenn es darum geht, die Beziehung oder Ehe zu retten. Allerdings verändern sich im Lauf des Lebens meist auch die Streitkultur und die Kompromissbereitschaft, was zu Missverständnissen führen kann.
Im Mittelpunkt einer Eheberatung oder Paartherapie stehen immer die Liebe, die Aufmerksamkeit füreinander und die besten Chancen auf dauerhafte Harmonie in der Beziehung. Das sichere Umfeld ermöglicht dabei eine angstfreie und somit konstruktive und zukunftsorientierte Kommunikation, bei der auch Themen zur Sprache kommen dürfen, die in der Partnerschaft bisher tabuisiert wurden. Dazu gehören häufig die unterschiedlichen biologischen Voraussetzungen, die sich selbst mit der stärksten und tiefsten Liebe nicht überwinden lassen. Sie überschatten das Glück, wenn sie zum Beispiel eine gemeinsame Familienplanung oder gemeinsame Reisen erschweren oder unmöglich machen.
Wenn der Altersunterschied sehr hoch ist, sollten beide Partner frühzeitig überlegen und auch miteinander besprechen, welche Einschränkungen sie jetzt und später für ihre Liebe hinzunehmen bereit sind. Wenn darüber Einigkeit besteht, können beide der Zukunft gelassen und optimistisch entgegengehen – und sich auf ihrem gemeinsamen Weg an allem Guten und Schönen erfreuen, das die Gegenwart ihnen bietet.