Ekel vor dem Partner – ein Tabuthema mit vielen möglichen Hintergründen

Mangelnde Hygiene, unerwünschte Angewohnheiten des Partners oder auch bestimmte Erlebnisse in der Partnerschaft können zu Ekelgefühlen führen. Haben sich diese erst einmal in der Beziehung eingeschlichen, ist es oft sehr schwer, sie wieder loszuwerden – vor allem, weil Ekel vor dem Partner ein echtes Tabuthema und daher nur sehr schwer anzusprechen ist. Sogar beim Gespräch mit dem Paarberater werden solche Gefühle oft zurückgehalten und verdrängt: Vielen Betroffenen fällt es selbst in der geschützten Atmosphäre einer Paarberatung oder Partnertherapie äußerst schwer, sie in Worte zu kleiden, besonders, wenn der Partner anwesend ist.

Die häufigste Ursache hierfür ist Scham – nicht nur für die eigenen Empfindungen, sondern auch für das Verhalten des Partners. Denn in den Augen desjenigen, der sich ekelt, ist der andere verantwortlich für diese ganze unangenehme, ja unmögliche Situation: Hätte er das Problem früher bemerkt und sein Verhalten geändert, wäre sie vermeidbar gewesen.

In der Paartherapie bzw. im Gespräch mit einem Psychologen ist es jedoch wichtig, auch Peinliches oder Schmerzliches anzusprechen und sich mit Schuldzuweisungen erst einmal zurückzuhalten. Immerhin sind beide Partner entschlossen, ihre Beziehung zu retten und dafür die Hilfe eines Beraters in Anspruch zu nehmen. Es gilt also herauszufinden, woher der Ekel kommt und wie er überwunden werden kann. Denn Liebe ist nur möglich, wenn es gelingt, den Partner anzunehmen und seine Nähe mit allen Sinnen willkommen zu heißen.

Die häufigsten Gründe für Ekel gegenüber dem Partner

Zum Glück für viele Betroffene hat Ekel in den meisten Fällen handfeste Gründe, die sich relativ leicht aus der Welt schaffen lassen. Die einzige Voraussetzung ist, dass diese Gründe auch offen angesprochen werden und eine Bereitschaft zur Veränderung vorhanden ist. Häufig mangelt es aus Scham bereits an der offenen Ansprache – mit fatalen Folgen, denn ohne klare Ansagen bleibt das Problem im Verborgenen, und jeder mögliche Lösungsansatz wird verschenkt.

Dazu kommt, dass unausgesprochene Probleme selten von allein verschwinden. Im Gegenteil: Durch das Aufschieben vermehren, verstärken und verselbständigen sie sich, bis buchstäblich aus Mücken Elefanten, aus Elefanten Zeitbomben und aus Zeitbomben Scheidungsgründe geworden sind. Es mag tatsächlich Partnerschaften geben, die in die Brüche gegangen sind, weil einer sich hartnäckig weigerte, die Zahnpastatube nach dem Benutzen richtig zuzudrehen. Die wenigsten Menschen würden jedoch auf einer solchen Weigerung bestehen – wenn sie nur wüssten, wie wichtig dem Partner dieses Thema ist.

Ganz weit vorn auf der Liste von Ekelgründen liegen mangelhafte Hygiene und Körperpflegegewohnheiten, die als unangenehm oder abstoßend empfunden werden. Dabei ist die Ekelschwelle ganz individuell: Manche Menschen finden beispielsweise den Schweißgeruch des Partners erregend, andere stören sich daran. Dasselbe gilt übrigens für Parfum und die vielen weiteren Gerüche, die sich im täglichen Zusammenleben in einer Partnerschaft einfach nicht ausblenden lassen – vom morgendlichen Atem über das gemeinsame Badezimmer bis hin zu den Duftsignalen beim Sex.

Wer sich liebt, muss sich auch riechen können

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Frischverliebte eine schwächere Geruchswahrnehmung haben. Es ist also normal, dass störende Gerüche zu Anfang der Beziehung nicht oder kaum wahrgenommen werden. Wenn aus der Verliebtheit Liebe wird und der Alltag dazukommt, wird die Nase wieder empfindlicher – und nicht immer gefällt ihr dann noch alles, was sie riecht. Schaffen es die Partner, das Thema pragmatisch anzugehen und nicht überzubewerten, bieten sich meist ganz einfache Lösungen an, etwa bessere Mundhygiene und Körperpflege oder klare Regeln für die Toiletten- und Badbenutzung.

Leider tun sich in diesem intimen Bereich die meisten Menschen sehr schwer mit eindeutigen Formulierungen. Schon der einfache Satz „Ich möchte, dass du duschst, bevor du ins Bett kommst“ stellt viele vor eine ernste Herausforderung, da sie denken, ein solcher Wunsch lasse sich mit der Liebe nicht vereinbaren und müsse den Partner zwangsläufig verletzen. Erfahrungsgemäß lohnt es sich jedoch immer, dem anderen hier auch etwas zuzutrauen und ihm Gelegenheit zu geben, die Kritik anzunehmen und umzusetzen. Gerade Männer sind oft froh über klare Ansagen – vor allem, wenn sie damit eine Aufgabe bekommen, die sie einfach, schnell und mit Erfolgsgarantie erledigen können.

Was sind eigentlich schlechte Angewohnheiten?

Angewohnheiten sind schlecht, wenn sie Schaden anrichten oder für Ärger sorgen. Oft zeigt sich allerdings erst beim Zusammenleben, welche Angewohnheiten des Partners in der Beziehung schlecht ankommen – denn im gemeinsamen Alltag kommt so gut wie alles ans Licht. Natürlich wird längst nicht alles, was ärgerlich ist, auch als eklig empfunden. Aber es gibt klassische Ekelfaktoren, die auch in der Eheberatung oder Paartherapie immer wieder zur Sprache kommen.

Viele Menschen ekeln sich beispielsweise, wenn der Partner seine Tierliebe übertreibt, indem er etwa den Hund im Bett schlafen oder sich von ihm Hände und Gesicht ablecken lässt. Auch Körperpflege außerhalb des Badezimmers geht vielen auf die Nerven, beispielsweise das Schneiden der Finger- und Fußnägel auf der Couch, am Esstisch oder im Bett. Hat ein Partner die Angewohnheit, im Bett zu essen, kann das ebenfalls für Probleme sorgen – spätestens dann, wenn Krümel oder Flecken auf dem Laken zurückbleiben.

Schwieriger wird es, wenn der Ekel nicht direkt auf eine Sinneswahrnehmung zurückzuführen ist, sondern auf eine bestimmte Eigenschaft bzw. Vorliebe des Partners, die als störend oder inakzeptabel empfunden wird. So finden viele Männer nichts dabei, ab und zu einen Pornofilm anzusehen, während Frauen oft schon diesen Wunsch als respektlos und abstoßend empfinden. Übermäßiges Trinken bzw. Trunkenheit des Partners können ebenfalls zu Ekelgefühlen führen, ganz zu schweigen von gewalttätigem Verhalten. Oft schleicht sich auch Ekel ein, wenn ein Seitensprung noch nicht richtig verarbeitet oder verziehen wurde.

Unüberlegte Handlungen oder alte Gewohnheiten, die die Liebe im Alltag belasten, lassen sich durch Offenheit, konstruktive Kritik und ein wenig Training meist recht einfach ändern. Die Gründe für Suchtverhalten, Gewalt in der Beziehung, Untreue oder Streit über sexuelle Vorlieben liegen meist jedoch tiefer. Beim Gespräch mit dem Eheberater oder während einer Paartherapie kommen auch heikle Themen auf den Tisch. Oft verlieren sogar alte Tabus dadurch ihren Schrecken und werden wieder als Herausforderungen empfunden, die sich gemeinsam überwinden lassen.

Immer gilt: Je früher die Partner zu ihren Schwierigkeiten stehen und lernen, sie zusammen anzugehen, desto bessere Chancen haben sie, ihre Beziehung oder Ehe zu retten und wieder zu einer guten Zweisamkeit zurückzufinden.   

Ihre
Ilona von Serényi, Aachen-Oberforstbach

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