Das goldene Geheimnis einer harmonischen Partnerschaft? Kompromisse um jeden Preis?

Von Haus aus strebt jeder Mensch nach einer aufrichtigen und harmonischen Beziehung mit einem Partner. Jedoch verfügt auch jeder Mensch über eigene Wünsche und Bedürfnisse, auf deren Erfüllung er nur schwer verzichten kann. Wenn sich diese Wünsche und Bedürfnisse nicht mit denen des Partners decken, befinden sich beide automatisch in einer Konfliktsituation. Was für den einen der größte Wunsch ist, kann für den anderen mit Abneigung oder Desinteresse behaftet sein. Damit trotzdem beide Partner ein harmonisches Leben gemeinsam führen können, ohne auf ihre Bedürfnisse zu verzichten, sind Kompromisse unverzichtbar. 

Partnerschaftliche Kompromisse und Kompromisse auf der Beziehungsebene

Geht es um Kompromisse, muss man zwischen der partnerschaftlichen Ebene und der Beziehungsebene unterscheiden:

Die partnerschaftliche Ebene betrifft beispielsweise gemeinsame Aufgaben wie etwa Müll runterbringen, Kochen oder den Hausputz, also allesamt Aufgaben, die auch ein Single dann und wann erledigen muss. Hierbei ist das Schließen von Kompromissen denkbar einfach. Der eine meistert den Hausputz, der andere ist für das Kochen zuständig. Nur selten suchen Personen eine Paartherapie auf, weil sie sich über die Verteilung der alltäglichen Aufgaben nicht einig sind. Ganz anders sieht es hingegen auf der Beziehungsebene (Liebesebene) aus. Dies betrifft sexuelle Aspekte ebenso wie den Austausch von Zärtlichkeiten oder Fragen rund um die Erziehung der gemeinsamen Kinder. Hier ist das Schließen von Kompromissen sehr viel schwieriger. Einige Paartherapeuten vertreten sogar die Ansicht, dass auf der Liebesebene keine Kompromisse möglich seien, da Liebe nicht verhandelbar sei. Es ist allerdings nicht immer einfach zu erkennen, auf welcher Ebene gestritten wird. Hinter dem Streit um den nicht heruntergeklappten Toilettendeckel kann viel mehr stecken, z.B. das Gefühl, nicht respektiert zu werden (siehe hierzu meinen Artikel „Konstruktives Streiten in der Beziehung").

Die eigenen Grenzen bei Kompromissen kennen(lernen)

Das Schwierige an jedem Kompromiss in einer Beziehung ist es, den schmalen Grat zwischen einem Kompromiss und einer radikalen Veränderung richtig auszuloten. Ein Kompromiss darf niemals mit Selbstaufgabe gleichgesetzt werden, denn dies kann einer Beziehung auf Dauer nicht gut tun. Der betroffene Partner wird in diesem Fall immer weniger von der Beziehung profitieren können, was letztlich bis zu einer Depression führen kann.

Unterwirft man sich den Wünschen des Partners komplett, macht man nicht nur sich, sondern auch den Partner auf lange Sicht unglücklich. Eine Beziehung lebt nicht nur von gewissen Reibereien und Konflikten, sondern muss durch ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen Nehmen und Geben gekennzeichnet sein. Stellt man sich selbst zu sehr hinten an, wird man auch für den Partner eine Veränderung durchleben, die von diesem nicht nachvollzogen werden kann. Ernsthafte Konflikte und Unzufriedenheit sind vorprogrammiert. 

Nach der Verliebtheit kommt die Liebe

Beide Partner werden nur so lange Erfüllung in einer Beziehung finden, solange sich beide in der Partnerschaft wohlfühlen können, was zum Teil durchaus zu einer interessanten Entdeckungsreise werden kann. Vor allem wenn die erste Verliebtheit vorüber ist und sich eine langfristige Beziehung ihren Weg bahnt, sind Kompromisse unverzichtbar. Bekanntlich ist Liebe kompromisslos, Partnerschaft sollte jedoch von Kompromissbereitschaft gekennzeichnet sein. Sicherlich bedeutet es für beide Partner eine echte Herausforderung, wenn aus Liebe eine langfristige Partnerschaft wachsen soll.

Fazit

Kompromisse sind im Zusammenleben von Menschen stets unverzichtbar. Nicht anders verhält sich dies in einer Partnerschaft, die von gegenseitigem Respekt und Zuneigung gekennzeichnet sein soll. Besonders anschaulich lässt sich ein Kompromiss mit dem Teilen eines Kuchens vergleichen: Beide Personen müssen nach dem Anschneiden den Eindruck haben, ein großes und gutes Stück erhalten zu haben. Ebenso verhält es sich mit dem Schließen von Kompromissen: Beide Partner sollten ihre Wünsche und Bedürfnisse respektieren und sich nach den Zugeständnissen als Gewinner fühlen. 

Ihre
Ilona von Serényi, Aachen-Oberforstbach

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