Wichtiger Hinweis:
Ich bin keine Sexualtherapeutin, daher dient dieser Artikel nur Ihrer Information.
Onlinesexsucht, Internetsexsucht oder normales sexuelles Verlangen? Wann ist eine Therapie notwendig?
[Hinweis für Klienten: Die Informationen auf dieser Seite stellen - soweit sie Süchte betreffen - allgemeine Informationen zu Fragen dar, die sich häufig im Rahmen meiner Arbeit stellen. Ich greife diese Themen ggf. im Rahmen meiner Arbeit als Paartherapeutin unterstützend auf, behandele aber selbst keine Süchte.]
Unter der Online-Sexsucht ist eine besondere Form einer Suchterkrankung zu verstehen. Der Betroffene verspürt hierbei den krankhaften Zwang, immer wieder erotisches Material im Internet zu konsumieren.
Bekannt ist die Online-Sexsucht auch als Internet-Sexsucht oder Cyber-Sexsucht. Laut aktuellen Schätzungen sind von der Internet-Sexsucht zwischen 200.000 und 500.000 Menschen betroffen. In aller Regel handelt es sich hierbei um Männer.
Typisch für diese Sucht ist die – geradezu zwanghafte - Suche nach sexuell stimulierenden Objekten im Internet, die dem Betroffenen kurzweilig zur Befriedigung sexueller Bedürfnisse verhelfen können. Einer entsprechenden sexuellen Entladung folgt dann jedoch immer wieder eine tiefe Ernüchterung, wodurch die Jagd von vorne beginnt. Vielfach ist eine Sexsucht dadurch gekennzeichnet, dass der Betroffene nach immer neuen und größeren sexuellen Reizen im Internet sucht. Eine wirkliche Befriedigung stellt sich jedoch auch nach stundenlangem Konsum von erotischen Inhalten bei ihm nicht ein. Somit entwickelt sich eine verhängnisvolle Spirale, die den Betroffenen immer weiter in die Online-Sexsucht treibt.
Welche Personen sind besonders häufig von einer Cyber-Sexsucht betroffen?
Vielfach von einer Internet-Sexsucht betroffen sind Personen, die generell nur über wenig Selbstvertrauen verfügen und Bindungsängste haben. Singles leider hierunter im Übrigen ebenso häufig wie Personen, die sich in einer Partnerschaft finden. Vielfach flüchten Sexsüchtige vor der Realität und versuchen im Internet genau das auszuleben, was ihnen im wahren Leben nicht möglich ist. Konflikten gehen Betroffene tendenziell eher aus dem Weg. Sie suchen verstärkt nach anonymen Kontakten, mit denen sie offen über intime Dinge sprechen können. In der realen Welt leiden sie unter Schamgefühlen und Kontaktarmut. In der anonymen und virtuellen Welt des Internets jedoch haben sie kaum Hemmungen und keine Furcht vor Ablehnung. Die grenzenlosen Weiten des Internets mit entsprechend vielfältigen pornographischen Angeboten geben Betroffenen immer wieder neue Quellen für das Ausleben ihrer Onlinesucht.
Das World Wide Web bietet Betroffenen alles, was sie in irgendeiner Form erotisch reizt. Nicht immer beschränken sich Sexsüchtige hierbei auf Selbstbefriedigung. Manche von ihnen suchen über Suchanzeigen gezielt nach persönlichen intimen Kontakten. Dieses Phänomen ist vor allem bei Männern zu beobachten, die durch dieses Vorgehen ihre Fähigkeit für tiefgehende Partnerschaften verlieren. Der Partner dient in der Folge nur dem eigenen Lustgewinn und wird nicht als gleichwertige Person mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen betrachtet.
Woran lässt sich eine Online-Sexsucht erkennen?
Charakteristisch für eine Internet-Sexsucht ist die Tatsache, dass die Betroffenen vielfach unfähig sind, ihre Online-Sexsucht trotz verschiedener negativer Konsequenzen zu beenden. Sie verbringen immer mehr Zeit im Internet und können letztlich ihren Internetkonsum nicht mehr kontrollieren. Beim Versuch, diesen Konsum einzuschränken, reagieren sie gereizt und unruhig. Gegenüber realen Kontakten geben sich Betroffene so unauffällig und ausgeglichen wie möglich, verspüren jedoch nach einiger Zeit ohne Internet Entzugserscheinungen. Der Drang, sich immer weiter mit erotischen Inhalten aus dem Internet auseinanderzusetzen, siegt vielfach über die eigene Vernunft. Im schlimmsten Fall kann es zum Verlust der Arbeits- und Beziehungsfähigkeit kommen.
Therapie/Paartherapie bei Online-Sexsucht
Es liegt auf der Hand, dass vor allem die Lebenspartner von Betroffenen unter der krankhaften Online-Sexsucht des Partners zu leiden haben. Dem Betroffenen ist es zumeist sehr peinlich, wenn der Partner von der Cyber-Sexsucht erfährt. Vielfach versuchen die Betroffenen daher, ihre Spuren im Internet und auf dem heimischen PC zu verwischen und entwickeln zu diesem Zweck wahre Vertuschungsstrategien. In manchen Fällen bleibt die Online-Sexsucht der Betroffenen daher unbemerkt.
Vor allem Frauen von Betroffenen fühlen sich durch die Sexsucht ihres Partners heftig abgewertet, denn schließlich zieht der Partner offensichtlich virtuelle Reize ihren realen Reizen vor. An diesem Punkt beginnt sich die Online-Sexsucht auch auf die Partnerin destruktiv auszuwirken. Viele Personen, die von einer Online-Sexsucht betroffen sind, können sich nur sehr schwer realer Liebe zuwenden; zu sehr sind sie in ihren gewohnten Bildern gefangen und entsprechend mechanisch auf diese Vorgänge programmiert. Hierdurch wird jedoch die natürliche Beziehung zum Partner reduziert. Der Partner erfüllt gewissermaßen die Rolle eines Erfüllungsgehilfen der sexuellen Befriedigung, was natürlich für die meisten Frauen kaum zu tolerieren ist. Wertschätzung und Zuwendung bleiben in diesen Beziehungen häufig auf der Strecke.
Wie bei allen Suchterkrankungen ist auch bei einer Online-Sexsucht Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Besserung. Der Betroffene muss sich selbst eingestehen, dass er die Grenze des „Normalen“ überschritten hat und dass dies ernsthafte Konsequenzen auf sein Liebes- und Beziehungsleben ausübt. Als zweiter Schritt ist eine Therapie erforderlich.
Auch eine Paartherapie kann für den Betroffenen und seinen Partner eine wichtige Stütze bei der „Entziehung“ sein. In einer solchen Paartherapie, das zeigen die Erfahrungen in meiner Praxis für Paarberatung und Eheberatung bei Köln, können beide Partner offen über ihre Gefühle und die Auswirkungen der Online-Sexsucht sprechen und deren Ursachen aufdecken. Auch der Lebenspartner des Betroffenen erhält im Rahmen der Paartherapie die Möglichkeit, über seine Gefühle zu sprechen und das Erlebte zu verarbeiten.