Neue Krisen, neue Chancen: Die Wechseljahre

Alt werden ist nichts für Weicheier – es erfordert Mut, Disziplin und seelische Stärke. Trotzdem ist das Altern für Mann und Frau einfacher, wenn sie zwischendurch auch Angst und Schwäche zeigen dürfen – und wenn sie nicht alleine damit sind.

Grundsätzlich haben es Paare, ob verheiratet oder nicht, leichter, denn sie erleben das Älterwerden gemeinsam. Je länger sie sich kennen, umso eher trifft auch das schöne Wort zu, dass sie füreinander jung bleiben – der jüngere Mensch verschwindet ja nicht, um einem älteren Platz zu machen, sondern lebt in einem sich verändernden Erscheinungsbild weiter.

Die Wechseljahre der Frau werden auch Menopause genannt, die Wechseljahre des Mannes häufig als Midlife Crisis oder zweiter Frühling bezeichnet. Gemeint ist ein recht großes Zeitfenster zwischen dem 35. und dem 60. Lebensjahr, das ganz individuell ausgelotet wird, denn jeder Mensch altert anders. Während der Begriff Menopause sich vor allem auf körperliche Veränderungen bezieht, nämlich den Übergang von der fruchtbaren zur unfruchtbaren Zeit, beziehen sich die Bezeichnungen Midlife Crisis und Zweiter Frühling vor allem auf Verhaltensänderungen alternder Männer. Doch sowohl Männer als auch Frauen durchleben während dieser Zeit körperliche, seelische und geistige Veränderungen, die je nach Ausprägung und Verlauf die Partnerschaft stärken oder belasten können.

Eheprobleme oder Partnerschaftskonflikte während der Wechseljahre sind nicht selten; eine Eheberatung oder Paarberatung öffnet neue Wege der Kommunikation und sensibilisiert beide Partner für konstruktive Strategien, mit dem Älterwerden umzugehen und die Freude aneinander dabei jung zu erhalten. Gelassen zu sein und offen zu bleiben hilft, größere und kleinere Krisen gemeinsam durchzustehen und im besten Fall in neue Chancen zu verwandeln.

Die Unruhe zwischen Einkehr und Aufbruch

Wie in der Pubertät fühlen sich viele Menschen während der Wechseljahre unsicher und neigen zum Zweifeln, zum Grübeln oder zu emotionalen Überreaktionen. Was jahrelang richtig schien, wird plötzlich in Frage gestellt, oder das Verständnis des Partners, jahrelang eine Selbstverständlichkeit,  scheint plötzlich zu fehlen.

Für viele Geschiedene und generell Singles bedeuten die nahenden Wechseljahre eine Alarmglocke: Jetzt ist die letzte Gelegenheit, dauerhaftes Glück zu zweit zu finden, sonst droht eine einsame Existenz als alte Jungfer oder kauziger Junggeselle. Aber wie soll ein Mensch in einem solchen Stresszustand unbefangen auf Partnersuche gehen?

Die körperlichen Symptome der Wechseljahre machen überdies vielen Menschen schwer zu schaffen. Zu ihnen gehören Schweißausbrüche (die sogenannte fliegende Hitze), Nervosität, Ess- und Schlafstörungen, Verdauungsprobleme, Erschöpfung und das allgemeine Gefühl der nachlassenden Leistungsfähigkeit. Das Letztere belastet vor allem Personen, die es gewöhnt sind, ihren Wert über ihre Belastbarkeit, Leistung und Produktivität zu definieren. Häufig sind es Männer, die lange erfolgreich im Berufsleben waren und sich ihren Platz dort erkämpft haben. Vielen fällt es dann auch in der Ehe oder Partnerschaft schwer, kürzerzutreten, zu delegieren oder auch mal zu verzichten, ohne sich deswegen weniger gebraucht oder weniger geliebt zu fühlen.  

Sex und die Wechseljahre

Die Freude am Sex und die Lust darauf können während der Wechseljahre nachlassen, müssen aber nicht. Viel hängt davon ab, wie die Partner mit dem Älterwerden und ihren Körpern umgehen. Wer die Veränderungen akzeptiert und ihnen sein Verhalten gegebenenfalls anpasst, kann die Sexualität im Alter noch einmal neu entdecken: Ohne falsche Scham, ohne Angst vor ungewollter Schwangerschaft, ungestört von Eltern und Kindern und ohne Zeitdruck.

Auch hierbei gilt: Je mehr sich ein Mensch über sein Aussehen und seine sexuelle Attraktivität definiert, desto schwerer fällt es, diesbezügliche Veränderungen anzunehmen. Plötzliche Flucht- und Ausbruchstendenzen können die Ehe auf eine schwere Probe stellen: Wie verhält man sich, wenn der bisher treue Partner plötzlich allein auf Abenteuersuche geht, um sich außerhalb der Ehe in seinem „Marktwert“ bestätigen zu lassen? Was ist angebracht: Intervention oder Laissez-faire in der Hoffnung, er möge bald von selbst zur Besinnung kommen?

Viele Frauen leiden schwer und meist selbst in der Ehe einsam unter dem sprichwörtlichen Verwelken ihrer Jugendschönheit und dem Ende ihrer Fruchtbarkeit. Dass die Männer gegenüber Orangenhaut, Falten und Speckröllchen weit weniger kritisch sind, als die meisten Frauen glauben, hilft diesen selbst während der blühenden Jugend nicht und tröstet daher auch im Alter wenig. Trotzdem ist jetzt eine wunderbare Gelegenheit, dem Partner endlich mal zu glauben, wenn er sagt, er sehe die Schönheitsfehler gar nicht so deutlich.

Falten tun nicht weh, aber Grübeln vor dem Spiegel macht Kopfschmerzen. Schauspieler schwören auf Humor und die richtige Beleuchtung, um sich zwanzig Jahre jünger zu fühlen. Lohnend für Männer und Frauen jeden Alters ist es, sich bei körperbezogenen Selbstzweifeln und Sorgen auf Symptome zu konzentrieren, die fühlbar behindern oder schmerzen, und mit einem ausgewogenen Bewegungsprogramm und guter Ernährung für ein harmonisches Körpergefühl zu sorgen. Das beugt Krankheiten vor, stärkt das Selbstvertrauen und tut in jedem Alter der Libido gut.

Wenn starke Veränderungen die Lebenspartnerschaft gefährden

Werden die Wechseljahre für einen oder beide Partner zu einer echten Midlife Crisis, einer Lebenskrise, kann diese selbst sturmerprobte Ehen ernsthaft gefährden. Rückzug, Depressionen, unausgesprochene Ängste und innere Isolation können die Partner einander entfremden, ebenso plötzliche Zweifel am gemeinsam Erreichten oder die Neigung zu Ausbrüchen oder Untreue. Viele Menschen wenden sich in einer solchen Situation an einen Eheberater oder Paartherapeuten und suchen allein oder mit dem Partner Hilfe, um die Krise zu meistern und die gemeinsame Lebenslinie wiederzufinden.

Bei den Beratungsgesprächen und der Kommunikation in einem geschützten therapeutischen Umfeld ist Raum für alte und neue Stärken, Schwächen, Ängste und Sehnsüchte. Eine Paarberatung ermöglicht das angstfreie (Neu-)Definieren von Bedürfnissen und Prioritäten; zudem schärft sie den Blick für die Innen- und Außenwirkung des Verhaltens in der Beziehung. Letztlich geht es immer darum, der Liebe und der Gemeinsamkeit Wege und Orte zu schaffen und dabei in schwierigen Zeiten Bewährtes optimal zu nutzen, Nutzloses friedlich bleibenzulassen und gemeinsam etwas Neues zu erfinden.

Ihre
Ilona von Serényi, Aachen-Oberforstbach

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