Klassische Beziehungskiller – die Top Ten für Ehefrust und Paarprobleme

Zu Beginn einer festen Beziehung sieht zumeist alles rosig aus. Die kleinen Macken des Partners machen ihn häufig sogar noch attraktiver. Dass sich gerade Kleinigkeiten später zu alltäglichen Stressfaktoren und echten Beziehungskillern entwickeln können, mag der Verstand zwar wissen, aber frisch verliebte Augen sehen gern daran vorbei.

In der Paar- bzw. Eheberatung geht es oft um Verhaltensweisen, die sich scheinbar aus dem Nichts in die Partnerschaft eingeschlichen haben und jetzt das gemeinsame Glück stören. Bei näherem Hinsehen haben solche Beziehungskiller jedoch meist schon eine längere Geschichte und wurden bisher lediglich verdrängt, heruntergespielt oder totgeschwiegen. Kommen sie in einer psychologischen Beratung oder Partnertherapie auf den Tisch, ist es in der Regel nicht mehr sinnvoll, die Anfänge zu analysieren, das beziehungsschädliche Verhalten zu erklären oder gar zu rechtfertigen. Vielmehr sind jetzt gutes Zuhören, die Bereitschaft zur Selbstreflexion und natürlich Kreativität gefragt: Viele klassische Beziehungskiller lassen sich schon durch mehr Achtsamkeit und bessere Kommunikation aus dem Weg räumen, so dass sie der gemeinsamen Zukunft nicht mehr im Wege stehen.

Ziel einer erfolgreichen Paarberatung ist es, gemeinsam Möglichkeiten für einen Neuanfang innerhalb der Beziehung zu finden. Dazu müssen beide Partner ihren Anteil beitragen: Fast nie liegt die Schuld nur auf einer Seite, zudem tragen Schuldzuweisungen wenig zu einer konstruktiven und nachhaltigen Problemlösung bei. So menschlich der Blick zurück im Zorn auch sein mag: Wer zur Partner- oder Eheberatung entschlossen ist, um seine Beziehung zu stabilisieren oder zu retten, hat sich damit bereits für den wesentlich hilfreicheren und zielführenderen Blick nach vorn entschieden.

Die zehn häufigsten Gründe für Probleme in der Partnerschaft

Die folgende Liste ist zwar von 1 bis 10 durchnummeriert, das heißt jedoch nicht, dass es bei den klassischen Beziehungskillern tatsächlich eine Rangfolge gibt. Wesentlich sind immer die individuellen Charaktereigenschaften der Beteiligten, die Ausprägung der Problematik und die grundsätzliche Stabilität der Partnerschaft und gemeinsamen Planung.

Jeder Punkt kann für sich allein ausreichen, um ein Paar zur Trennung zu bewegen; andere Paare leiden und kämpfen jahrelang mit destruktiven Verhaltensweisen und schaffen es schließlich dennoch, ihre Ehe bzw. Lebenspartnerschaft zu retten und zu einem friedlichen und glücklichen Miteinander zu finden.

 

1.      Fehlende Loyalität

Eine Partnerschaft einzugehen ist immer ein Bekenntnis. Sie erfordert grundsätzliches Einverständnis mit dem Partner – ohne Vorbehalte, Bedingungen oder Hintertürchen. Beide wollen das Gefühl haben, erste und beste Wahl zu sein. Loyalität und Solidarität finden nicht nur zu zweit statt, sondern müssen auch nach außen klar gezeigt werden. Häufig vor anderen schlecht über den Partner zu reden oder hinter seinem Rücken über ihn zu spotten, kann das Vertrauen stärker erschüttern und die Beziehung weit mehr gefährden als ein einmaliger Seitensprung.

2.      Mangelndes Engagement

Partnerschaft erfordert Einsatzbereitschaft. Dazu gehört der Anruf, wenn es bei der Arbeit später wird, ebenso wie das Einhalten von kurz- und langfristigen Absprachen und das Abstimmen von wichtigen Entscheidungen mit dem Partner. Natürlich sollten auch die grundlegenden Erwartungen an die Beziehung harmonieren: Wenn einer von Hochzeitsglocken träumt, während der andere noch nicht bereit zu einer festen Bindung ist, wird das Engagement sehr unterschiedlich ausfallen.

3.      Mangel an Humor

Gemeinsames Lachen, auch über sich selbst, sowie die Fähigkeit, in Krisen- und Konfliktsituationen neben den tragischen auch die komischen Aspekte wahrzunehmen, senkt den Stresspegel, erhöht die Kreativität und schafft außerdem ein starkes Band zwischen den Partnern. Gemeinsamer Humor sollte daher gepflegt und viel praktiziert werden – er hält jung und ist gut für die Liebe – in guten und in schlechten Zeiten.

4.      Respektloses Verhalten

Respektlos ist Verhalten, das den Partner herabsetzt und ihm das Gefühl vermittelt, unter Wert behandelt zu werden. Respektlosigkeit reicht vom häufigen Ignorieren alltäglicher Wünsche und Äußerungen über schroffe Antworten und häufige innere oder äußere Abwesenheit bis hin zu Fahrlässigkeit im Haushalt, Erscheinungsbild etc. (das sogenannte Laisser-faire oder Laisser-aller;  Sich-gehen-Lassen, Einfach-machen-Lassen).

5.      Zuwenig Lob und Anerkennung

Partner sollten nicht nur wissen und schätzen, was sie aneinander haben, sondern es auch mitteilen. Introvertierte oder weniger wortgewandte Menschen vergessen häufig, ihren Gedanken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen, oder haben Angst, etwas Falsches zu sagen. Dabei kann Schweigen zu viel mehr Verunsicherung führen als etwa ein nicht bühnenreif vorgebrachtes Kompliment. Vor allem Frauen leiden häufig unter der Sprachlosigkeit des Partners, während Männer hier eher zur Betriebsblindheit neigen und beispielsweise glauben, nicht gemeckert sei genug gelobt. Mehr positive Kommunikation kann niemals schaden, und es ist nie zu spät, um hier noch etwas dazuzulernen.

6.      Enge und Unsicherheit

Eine feste Beziehung oder Ehe soll Sicherheit und Schutz bieten, aber nicht einengen. Wer sich am Partner festklammert, ständig unter Verlustängsten leidet oder seine Eifersucht nicht in den Griff bekommt, gefährdet damit die Liebe und belastet den Partner und die Partnerschaft. Wenn es einem oder beiden in einer Beziehung zu eng wird, sind mangelndes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl meist Ursache und Wirkung zugleich. Am Selbstbewusstsein lässt sich jedoch gut arbeiten; so wird vielen erst während einer Partnertherapie klar, dass sie sich und dem Partner bisher viel zu wenig zugetraut haben. Im Jahre 2020 stellt die Corona-Krise Beziehungen durch verordnete Quarantäne vor diesbezüglich kaum gekannte Herausforderungen.

7.      Rückzug

Partnerschaft ohne Nähe ist undenkbar. Wenn innerhalb des vertrauten Lebensraums plötzlich Distanzen auftreten und schier unüberbrückbar scheinen, ist das ein alarmierendes Zeichen. Unbeantwortete Fragen, verschlossene Türen, einsame Entscheidungen: Gesprächsverweigerung und ungewohntes Verhalten schaffen eine Atmosphäre der Unsicherheit, Isolation und Angst. Hier muss zuerst geklärt werden, welche Gründe der Rückzug hat. Erst dann können die Partner entscheiden, welche Konsequenzen sie daraus ziehen können und wollen.

8.      Frust im Bett

Gerade in langjährigen Partnerschaften sind Hochs und Tiefs im Sexualleben völlig normal. Problematisch wird es jedoch, wenn einer oder beide überhaupt nicht (mehr) auf ihre Kosten kommen. Das kann sowohl körperliche als auch seelische Gründe haben, wobei beides auch hier eng miteinander verwoben ist. So können beruflicher oder familiärer Stress, die Wechseljahre oder unerfüllte sexuelle Wünsche die Libido aus der Bahn werfen. Manchmal reichen schon bessere Alltagsorganisation oder eine gemeinsame Auszeit, um das Feuer neu zu entfachen. Liegt das Problem tiefer oder dauert es länger an, können Gespräche mit einem Psychologen bzw. Paarberater bei der Überwindung helfen.

9.      Gewalt

Gewalt muss nicht von beiden als solche empfunden werden, um Gewalt zu sein. Es reicht, wenn sich einer gewalttätig behandelt fühlt. Es gibt Paare, die sich bei einem Streit auch mal ohrfeigen und später darüber lachen. Für andere wäre schon ein drohender Blick oder die erhobene Hand ein Trennungsgrund. Hier sind die individuellen Grenzen zwar sehr unterschiedlich, aber sobald ein Partner in der Beziehung Gewalt empfindet, sollte diese umgehend ein Ende finden, sonst ist eine gemeinsame glückliche Zukunft nicht möglich.

10.  Unterschiedliche Lebensplanung

Längst nicht jedes Paar weiß zu Beginn der Beziehung schon, wohin die gemeinsame Reise führen soll. Oft zeigt sich erst im späteren Verlauf der Beziehung, welche langfristigen Pläne geschmiedet werden und ob die Vorstellungen beider Partner sich dabei auch unter einen Hut bringen lassen. Eine gemeinsame Lebensplanung ist kein starres Gebilde, sondern ein dynamischer Prozess; allerdings sollte zumindest an der Basis Einigkeit bestehen. Faule Kompromisse bei essenziellen Themen wie Kinderwunsch, Familienplanung, Wohnort oder Karriere zögern wichtige Entscheidungen hinaus, lassen tiefe Bedürfnisse unbefriedigt und können so zu späterem Unfrieden und Unglück führen.