Flirten mit dem Partner - verschenken Sie doch mal wieder einen Moment Bauchkribbeln

Erinnern Sie sich noch an die ersten Dates mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin? An die Nervosität vor dem ersten Kuss, die erste Berührung und – natürlich – die berühmten Schmetterlinge im Bauch … Dieser Moment, als Sie zum ersten Mal fühlten und wussten, dass dieses Mal etwas ganz Besonderes geschieht – etwas, das bleiben wird.

Es folgen in den ersten Wochen und Monaten der neuen, lebendigen Beziehung lauter Glücksmomente. Das erste gemeinsame Frühstück, der Kinoabend, das Dessert im neuen Lieblingsrestaurant, der erste gemeinsame Urlaub. Und immer wieder verliebte Blicke und wortlose Zeichen, als würden Sie einander schon seit Ewigkeiten kennen und wissen, was sonst niemand weiß. Sie lachen zusammen oder sehen sich minutenlang tief in die Augen, verlieren sich in lauter Gefühl, Schönheit und Verheißung. Anders ausgedrückt: Sie flirten miteinander.

Die stürmische Frühphase der Verliebtheit geht oft auch einher mit einem nahezu unstillbaren Verlangen nach der Haut, der Nähe und Wärme des anderen. Vielleicht haben Sie ganze Tage im Bett verbracht, sich leidenschaftlich geliebt und dabei keinerlei Sorgen um alltägliche Kleinigkeiten gemacht – als gäbe es für Sie gar keinen Alltag mehr. Sie haben Geheimnisse geteilt, einander Ihre Träume und Wünsche erzählt, sehr genau hingesehen, tief empfunden und das Gefühl genossen, endlich angekommen zu sein.

Dieses intensive Gefühl der Zuneigung, das unter anderem die Wikipedia beschreibt, wenn Sie dort „Verliebtheit“ nachschlagen, ist jedoch kein Dauerzustand, sondern eine Phase. Die kann mal kürzer, mal länger andauern und geht im besten Fall über in die stärkste Form der Zuneigung, in die Liebe. Dafür in hohem Maß mitverantwortlich sind verschiedene Hormone, darunter Serotonin, Dopamin, das „Schmusehormon“ Oxytocin sowie das Sexualhormon Testosteron. In wissenschaftlichen Studien wurden bei frisch Verliebten signifikant höhere Konzentrationen davon im Blut nachgewiesen als bei nicht verliebten Probanden. Das ist wohl auch die Ursache dafür, dass fast jede(r) von uns sich an ein, zwei Phasen der Verliebtheit erinnert, die rückblickend vollkommen unverständlich erscheinen.

„Für immer“ bedeutet immer auch Alltag

Weil Verliebtheit meist auch einiges an Entrückt- und Verrücktheit bedeutet, ist es im Grunde ein Segen, dass sie nur eine Phase ist. Denn auf Dauer wäre ein solches Hochgefühl, ein solcher emotionaler Ausnahmezustand, weder tragfähig noch alltagstauglich. Passen die Partner gut zusammen, führt die Verliebtheit in eine tiefe, andauernde Liebe, in ein Gefühl der Verbundenheit, das über Jahre und Jahrzehnte bleiben und auch (durch) den Alltag tragen kann.

In einer auf Dauer angelegten Beziehung bleibt es jedoch nicht aus, dass immer mehr Alltäglichkeiten die Zweisamkeit belasten und auf die Probe stellen. Arbeit, Studium, Haushalt, Kinder, Hobbies, Freunde und noch viel mehr müssen in das gemeinsame Leben integriert werden. Auch schwere Zeiten, Rückschläge, Schicksalsschläge, Streit und Krisen müssen ihren Platz finden, ohne einander aus den Augen zu verlieren oder, schlimmer noch, den geliebten Partner zu verdrängen.

In Krisensituationen halten sich viele Paare dann genau das vor: „Früher warst du aufmerksam, leidenschaftlich, hast mir jedes Mal Blumen mitgebracht. Und heute vergisst du sogar unseren Hochzeitstag!“ Oder: „Als wir frisch verliebt waren, bist du jedes Mal die ganze Strecke von München nach Köln gefahren, und jetzt ist es dir schon zu weit, mich vom Workshop abzuholen!“

Dabei bedeutet das Versprechen, sich für immer lieben zu wollen, doch eben auch, dass man nicht nur gute und schlechte Tage, sondern alle Tage – eben den Alltag – miteinander teilen will. Und der Alltag bietet leider oftmals wenig Raum für Romantik, Schmetterlinge im Bauch oder verliebte Flirts zwischen Ehegatten.

Was macht ein Flirt mit uns?

Die Schauspielerin Senta Berger hat es einmal sehr treffend folgendermaßen umschrieben: „Der Flirt ist ein Versuch, gleichzeitig Feuer zu fangen und zu löschen“. Ein Flirt schafft für einen Moment lang eine Verbindung zwischen zwei Menschen, etwa durch einen intensiven Blickkontakt, durch ungeteilte Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, sich ganz auf das Gegenüber einzulassen. Flirts wärmen und können sogar richtig einheizen. So sorgen auch Flirts mit Fremden manchmal für Minuten wieder für dieses Kribbeln im Bauch, das wir in einer langjährigen Beziehung oft vermissen.

Dennoch oder gerade deswegen sollten wir das Flirten nicht den Singles überlassen. Sondern stattdessen selber wieder viel mehr flirten, und zwar mit dem eigenen Partner, der eigenen Partnerin. Sie müssen dafür keine großartige Atmosphäre schaffen, kein Event daraus machen. Es reicht, sich einander liebevoll zuzuwenden, ihm oder ihr tief in die Augen zu sehen und sich dabei warme, liebevolle und/oder leidenschaftliche Gedanken zu machen.

Wenn er oder sie Ihren Blick wahrnimmt und erwidert, genießen Sie den Moment. Lächeln Sie. Spüren Sie in sich hinein, lassen Sie sich darauf ein. Vielleicht dauert es nur einen Augenblick, vielleicht eine gefühlte Ewigkeit – doch es ist auf jeden Fall ein Moment, der nur Ihnen beiden gehört.

Flirten in der Partnerschaft - das „Dilemma der Monogamie“

Das Flirten mit dem eigenen Partner kann das sogenannte „Dilemma der Monogamie“ auflösen. Mit diesem fast putzigen Begriff ist gemeint, dass Menschen zwei einander widersprechende fundamentale Bedürfnisse haben: das Bedürfnis nach Sicherheit und Verlässlichkeit und das nach neuen Impulsen und Überraschungen, das dem ersten genau entgegensteht. Und eine langfristig angelegte, liebevolle Paarbeziehung bedeutet in der Regel, dass das Sicherheitsbedürfnis stärker erfüllt wird als das Bedürfnis nach etwas Neuem, Aufregendem.

Wohl auch deswegen flirten viele Menschen auch dann noch hin und wieder gern mit Fremden, wenn sie in einer glücklichen Beziehung oder Ehe leben. Ein schneller, aufregender Blickkontakt im morgendlichen Berufsverkehr, und das Herz schlägt für einen Moment wieder schneller. Was vielleicht ganz harmlos klingt, kann sich jedoch im Beziehungsalltag schnell als problematisch herausstellen, etwa wenn der andere Partner sich dadurch ausgegrenzt und hintergangen fühlt und mit Wut, Verletzung oder Eifersucht reagiert. Ganz problematisch für die Beziehung wird es, wenn sich aus einem harmlosen Flirt, etwa am Arbeitsplatz, mehr entwickelt. Denn Untreue ist einer der häufigsten Trennungs- und Scheidungsgründe.

Wenn Sie dagegen mit dem eigenen Partner flirten, können Sie damit nicht nur potenzielle Probleme und „Beziehungsfallen“ umgehen, sondern nutzen auch die Chance, Ihren erwählten Lieblingsmenschen wieder mit verliebten Augen wahrzunehmen. So können Sie ihn oder sie immer wieder neu entdecken und aus der Wärme neue Funken schlagen, ohne auf die Vertrautheit und Sicherheit zu verzichten.

Flirten ist ein Geschenk, über das wir uns in jedem Alter freuen

Mit einem kleinen Flirtmoment sorgen Sie im Alltag immer wieder dafür, dass Ihr vielleicht nur noch leise, dafür jedoch beständig glimmendes Feuer wieder auflodert, dass Sie auch mal wieder füreinander brennen. Nehmen Sie sich bewusst einen Moment Zeit und gehen Sie in Gedanken zurück in die Anfangszeit Ihrer Beziehung, als Sie beide sich mit voller Aufmerksamkeit einander zuwandten.

Sehen Sie Ihr Gegenüber wieder einmal bewusst und mit liebevollem Blick an. Stellen Sie Fragen, die sich nicht um die üblichen Sachzwänge und Alltäglichkeiten drehen, sondern nur um sie beide als Paar. Hören Sie aufmerksam zu, lassen Sie sich liebevoll ein auf das, was Ihr Gegenüber Ihnen mitteilt und signalisieren Sie das auch deutlich – sowohl mit Worten als auch nonverbal.

Beim Flirten mit dem eigenen Partner stellt sich niemals die Frage, ob es sich dabei um einen Vertrauensbruch oder gar um eine Vorstufe des Fremdgehens handelt. Obwohl die Wirkung beim „Bekanntgehen“ physiologisch durchaus identisch sein kann: Es kribbelt (nicht nur im Bauch), die Stimmung hebt sich, Flirten macht Lust auf (körperliche und geistige) Nähe und fühlt sich oft wieder wie ein kleines Abenteuer an.

So bringen Sie sich selbst und Ihren Partner (wieder) in Flirtstimmung

Flirten ist keine Frage des Alters und verliert seinen Zauber auch nicht nach vielen Jahren Beziehung oder Ehe. Daran sollten Sie sich selbst immer wieder erinnern und kleine Situationen und Momente im Alltag schaffen, in denen Sie mit Ihrem Lieblingsmenschen, Ihrem Mann fürs Leben, Ihrer langjährigen Vertrauten flirten. Damit das besser gelingt, habe ich hier ein paar Tipps für Sie: 

  • Nehmen Sie sich jeden Tag eine kurze Auszeit, in der Sie sich für 5 Minuten nur auf das konzentrieren, was Ihr Partner, Ihre Partnerin zu erzählen hat. Hören Sie einfach aufmerksam zu, unterbrechen Sie nicht – und lassen Sie sich überraschen. Denn die Überraschung kommt in vielen langjährigen Beziehungen zu kurz; immerhin kennt man sich, hat sich organisiert und in den jeweiligen Komfortzonen gut eingerichtet.
  • Werden Sie selbst aktiv und machen Sie den ersten Schritt. Erinnern Sie sich an frühere gemeinsame Aktivitäten, vielleicht an das erste Kerzenschein-Dinner, den romantischen Tag im Grünen oder das Konzert, auf dem Sie beide so glücklich waren. Und dann reservieren Sie einen Tisch, packen den Picknickkorb oder kaufen heimlich zwei Karten – und verbringen wieder mal einen gemeinsamen Abend „so wie früher“.
  • Ein Kompliment kann wahre Wunder bewirken. Betrachten Sie Ihr Gegenüber mit liebevollem Blick, und Sie werden ganz bestimmt vieles finden, das Ihnen immer noch – oder sogar heute noch besser als früher – gefällt. Ein aufrichtiges und von Herzen kommendes Kompliment ist ein wertvolles und schönes Geschenk.
  • Wenn Sie ungeübt im Flirten sind, dann üben Sie einfach. Sehen Sie es als Spiel, das Spaß macht und Ihre Partnerschaft bereichern kann (und wird), nicht als schwierige Aufgabe oder noch eine Verpflichtung. Sie müssen keine bestimmte Leistung bringen, nicht alles richtig oder möglichst wenig falsch machen, nur schenken und empfangen.  

Ihre
Ilona von Serényi, Aachen-Oberforstbach

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