Beziehungs-Test: Was macht eine gute Beziehung aus?
Wer in einer unglücklichen Beziehung oder Ehe lebt, weiß, dass Liebe allein nicht ausreicht. Fehlendes Glück oder gar Unglück zeigt sich oft als Gefühl des Mangels, als Wunsch nach einem Neuanfang oder einer Bestätigung durch einen Seitensprung. Doch was macht eine gute Beziehung aus und woran erkennt man sie?
7 Regeln für eine glückliche Partnerschaft
1. Humor: Gemeinsames Lachen
Die University of North Carolina hat kürzlich die Ergebnisse einer neuen Studie veröffentlicht, deren Ziel es war herauszufinden, woran man eine glückliche Beziehung erkennt. Das Forschungsteam unter Leitung der Sozialpsychologin Laura Kurtz befragte 77 Paare in Langzeitbeziehungen, die angaben, eine gute Beziehung zu führen.
Sie erzählten ihre gemeinsame Geschichte, wie sie sich kennengelernt haben und zusammengekommen sind. Die Forscher haben diese Erzählungen gefilmt und analysiert.
Bei der Auswertung der Videoaufnahmen zählte das Expertenteam unter anderem, wie oft ein Paar gemeinsam gelacht hatte, und maß die Dauer des Lachens. Dabei kamen sie zum Schluss, dass glücklichere Paare öfter gemeinsam lachen.
Gemeinsames Lachen ist einer der wichtigsten Indikatoren für eine gute Beziehung. Das ist keine neue Erkenntnis, doch sie konnte in der aktuellen Studie einmal mehr bestätigt werden.
Es stärkt das Gefühl der Verliebtheit und Zusammengehörigkeit, so dass man sagen kann: Paare, die oft mit dem Partner zusammen lachen, haben schönere Beziehungen als solche, bei denen gemeinsames Lachen nur selten vorkommt.
2. Selbstfürsorge & persönliche Entwicklung: Durch die Liebe besser werden
In einer guten Beziehung nutzen die Partner ihre Liebe, um gemeinsam zu wachsen. Es geht nicht um geplante Selbstoptimierung, sondern darum, dass Liebe uns zu besseren Versionen von uns selbst machen kann.
Die Gefühle für den Partner und die Erfahrung seiner Liebe können uns in fast allen Lebensbereichen stärken und stabilisieren. Wir gewinnen mehr Selbstvertrauen, gehen Herausforderungen sicherer an und erreichen höhere Ziele. So können wir auch erfolgreicher sein und andere Menschen leichter begeistern und motivieren.
Im Gegensatz dazu ist eine Liebe, bei der sich die Partner gegenseitig einschränken oder überfordern, weniger stabil. Auch das ist keine neue Erkenntnis: Liebe braucht Vertrauen und Raum.
Wenn man klammert, zweifelt oder ständig Aufmerksamkeit und Bestätigung fordert, schafft man keine guten Bedingungen für Wachstum – weder für sich selbst noch für die gemeinsame Liebe und das Glück.
3. Emotionale Nähe: Liebevolle Details statt großer Auftritte
Manche glauben, eine große Liebe müsse wie ein Film sein – voller Leidenschaft, starker Gefühle und dramatischer Szenen. Doch solche übertriebenen und unrealistischen Vorstellungen werden oft von den Medien beeinflusst. In Filmen, Serien oder Videos wird Liebe oft so inszeniert, dass sie im normalen Alltag kaum umsetzbar ist.
Kein Mensch kann täglich Sterne vom Himmel holen oder immer perfekte romantische Gesten zeigen. Die Partnerin möchte sich vermutlich nicht jeden Tag in Dessous präsentieren oder seinem Partner alle Wünsche von den Augen ablesen. Diamanten im Dessert oder Rosenblüten auf dem Weg sind seltene Ausnahmen. Wer Liebe so sieht, wird in der Regel enttäuscht.
Natürlich gibt es Paare, die sich solche Inszenierungen leisten können, um ihre Liebe zu zeigen. Doch zum Glück sagt die Art, wie wir unsere Gefühle ausdrücken, nichts über deren Tiefe oder Stabilität aus. Gute Beziehungen beruhen auf Vertrauen, Loyalität und einer inneren Verbundenheit. Diese zeigt sich oft in vielen kleinen, liebevollen Gesten.
Glückliche Paare erleben oft Momente, in denen sie sich vom Partner besser verstanden fühlen als von jedem anderen Menschen. Sie sehen sich als Team, das ein gemeinsames Geheimnis teilt, zu dem die Außenwelt nur begrenzt Zugang hat. Das gibt ihnen das Vertrauen, jedes Hindernis gemeinsam zu überwinden und für jeden Konflikt eine Lösung zu finden.
4. Konfliktlösung: Fair streiten und sich wieder versöhnen
Selbst in den besten Beziehungen gibt es Streit. Doch in einer glücklichen Partnerschaft geht es nicht darum, als Sieger aus einem Konflikt hervorzugehen. Keiner sollte sich als Verlierer fühlen, während der andere triumphiert. In einer guten Beziehung zeigt man Verständnis füreinander. Es ist nicht nötig, eine Schuldfrage zu klären, um sich zu versöhnen – wichtiger ist, das Problem zu lösen.
Paare, die eine konstruktive Streitkultur entwickelt haben, kommen besser mit Konflikten klar. Sie finden eher eine Lösung, weil sie sich auch im Streit nicht als Gegner sehen. So können sie ihre eigenen und gemeinsamen Stärken besser nutzen und angemessen reagieren. Was „angemessen“ ist, kann je nach Streit verschieden sein: Manchmal führt Vernunft zum Ziel, manchmal hilft Kreativität, und manchmal braucht es eine Pause, um durchzuatmen.
Entscheidend ist, dass jedem Streit eine Versöhnung folgt und das Paar nicht ständig streitet. Partner in einer guten Beziehung können sich vergeben. Wenn ein Konflikt immer wieder aufflammt, zeigt das, dass noch keine passende Lösung gefunden wurde.
In der Eheberatung und Paartherapie geht es oft um Kommunikation und Streitkultur. Diese beiden Themen sind eng verbunden: Je mehr und offener Paare miteinander reden, desto erfolgreicher sind sie meistens auch bei der Lösung von Problemen in ihrer Beziehung.
5. Vertrauen, Sicherheit & Co.: Gute Gefühle überwiegen
Die meisten Menschen führen im Kopf Listen mit Gefühlen, die sie in bestimmten Momenten abrufen und auswerten. In einer gesunden Beziehung überwiegen auf dieser „Emotionsliste“ positive Gefühle. Dazu gehören Glück, Zufriedenheit, Sicherheit, Geborgenheit, Zustimmung, Bestätigung, Lebensfreude und Vorfreude auf die Zukunft.
Wenn jedoch Zweifel, Frust, Zorn oder Angst überwiegen, können tiefere Probleme in der Beziehung die Ursache sein. Welche Seite Ihrer Liste ist länger? Die, auf der Sie über Trennung oder Flucht nachdenken, oder die, auf der Sie sich ein Leben mit Ihrem Partner vorstellen?
Überlegen Sie, was Sie brauchen und was Sie glücklich macht. Fällt es Ihnen leichter, Ihre Ziele mit oder ohne Ihren Partner zu erreichen? Wenn Sie Ihre Listen im Kopf durchgehen, finden Sie dazu klare Hinweise.
6. Sexualität & Intimität: Guter Sex mit dem ganzen Partner
Glückliche Paare wissen: Beim Sex kommunizieren nicht nur die Körper, sondern auch die Seelen. Erotik und Sexualität sollten nicht mit Druck oder Stress verbunden sein, sondern Nähe und Verbundenheit ausdrücken.
Sex muss in einer gesunden Beziehung nicht immer „sauber“ sein oder spirituell wirken; wichtig ist, dass Platz für den ganzen Menschen bleibt, damit Sexualität dauerhaft und ausgewogen in die Partnerschaft integriert wird.
In längeren Beziehungen ist es normal, dass sich das Sexleben verändert. Neue Wünsche, andere Bedürfnisse oder längere Pausen sind kein Grund zur Sorge. Solange Vertrauen besteht und Nähe bleibt, kann Gelassenheit helfen, die Lust neu zu entdecken.
Wer die Qualität von Sex an dessen Häufigkeit misst, setzt sich und seinen Partner unter Druck und riskiert, Abweichungen als Ablehnung zu empfinden. Solche Zweifel und Unsicherheiten schaden der Lust mehr als alles andere.
7. Veränderungen sind etwas Gutes
Veränderung ist die einzige Konstante im Universum. Was für das ganze Universum gilt, gilt auch für zwischenmenschliche Beziehungen. Es ist normal, dass Sie und Ihr Partner sich verändern. Doch keine Sorge: Im Kern bleiben Sie, wer Sie sind – auch wenn sich Ihre Lebensumstände, Phasen und Ihr Umgang mit der Welt verändern.
Charakter und Persönlichkeit wachsen und reifen mit der Zeit, genauso wie gute Beziehungen. Diese Entwicklung lässt sich nicht aufhalten. Es ist besser, Veränderungen zu begrüßen und sich darauf zu freuen. Optimismus und Gelassenheit helfen dabei: Sie lassen uns Überraschungen als etwas Positives sehen, statt sie zu fürchten. So bleiben Neugier, Entdeckerfreude und andere positive Impulse lebendig, und Sie können mit Ihrem Partner gespannt in die Zukunft blicken.
Tipps für eine gute Beziehung
Damit Sie in ihrer Beziehung glücklich bleiben oder werden, finden Sie hier noch einige Tipps.
Kommunikation
In einer glücklichen Beziehung spielt gute Kommunikation eine wichtige Rolle - und die kann man lernen. Ehrliche und offene Gespräche helfen dabei, Missverständnisse zu vermeiden und Vertrauen zu schaffen. Dabei ist aktives Zuhören genauso wichtig wie das eigene Sprechen – es bedeutet, dem Partner wirklich zuzuhören, seine Gefühle zu verstehen und darauf einzugehen.
Gemeinsame Ziele & Werte
Ebenso wichtig sind gemeinsame Werte und Ziele. Wenn beide Partner ähnliche Vorstellungen vom Leben haben und sich in zentralen Fragen einig sind, stärkt das die Beziehung. Es geht darum, die eigenen Ziele zu kennen und zu prüfen, wie sie sich mit denen des Partners vereinbaren lassen.
Indem man sich bewusst Ziele für eine gemeinsame Zukunft setzt und aktiv an deren Verwirklichung arbeitet, kann man die Verbindung weiter stärken und ein Gefühl von Teamgeist und Zusammengehörigkeit in der Partnerschaft fördern.
Respekt & Wertschätzung
Beide Partner sollten sich gegenseitig anerkennen und respektieren – sowohl in guten als auch in schwierigen Zeiten. Kleine Gesten, unterstützende Worte und das Ernstnehmen der Gefühle des anderen helfen dabei, eine glückliche Beziehung zu führen.
Gemeinsame Zeit
Zeit und Aufmerksamkeit füreinander sind ebenfalls essenziell. Gemeinsame Aktivitäten und bewusst verbrachte „Quality Time“ fördern die Verbindung und sorgen dafür, dass die Partnerschaft lebendig bleibt. Ob durch ein gemeinsames Hobby, ein tiefes Gespräch oder einfach durch ein Lachen – Zeit miteinander zu verbringen stärkt die Beziehung und schafft Nähe.
Paartherapie
Wenn man es als Paar nicht schafft, seine Probleme zu lösen, kann auch eine Paar- oder Eheberatung in Betracht gezogen werden. Dort kann man Ursachen für Beziehungsprobleme in einem moderierten Rahmen untersuchen, passende Lösungen finden und die Beziehung stärken. Grundsätzlich gilt: Ein Paar, das sich liebt, hat gute Chancen, seine Beziehung zu retten.
Ihre
Ilona von Serényi aus der Paartherapie Aachen
Zuletzt aktualisiert: 26.09.2024