Fremdverliebt trotz glücklicher Ehe bzw. fester Beziehung

Die Liebe ist vermutlich das intensivste und zugleich schönste Gefühl, dem wir in unserem Leben begegnen. Haben wir dann allerdings einen Menschen gefunden, mit dem wir die verbleibenden Jahrzehnte unseres Daseins gemeinsam verbringen möchten, so sind wir doch nicht immun dagegen, uns neu zu verlieben und damit „in einen anderen verliebt“ zu sein. Mögen derartige Situationen zunächst ausweglos erscheinen, so können Geduld und Zeit indes zur Klärung verhelfen.

Verliebt in einen anderen: Wo die Liebe hinfällt

Allgemein finden Zuneigung und Sympathien immer wieder Wege, vom Absender an den Empfänger zu gelangen. Selbst Personen, die auf eine lange und glückliche Ehe zurückblicken, können sich von einem Kollegen oder Freund plötzlich in besonderer Weise respektiert, beschützt und geliebt fühlen. Die Wärme der Herzen folgt keinem bestimmten Schema und keinem Zeitplan. Erst recht keiner tieferen Logik. Sie kann spontan auftreten und ebenso unvermittelt erlöschen. Amors Pfeil trifft uns in den meisten Fällen ohne jede Ankündigung und Vorbereitung. Genau das macht es aber so schwer, sich der neuen Situation anzunehmen. Denn die Liebe kann zugleich ein sehr zerstörerisches Gefühl sein, das ein hohes Maß an Lähmung in sich trägt. Gerade deshalb muss ein Ausweg gefunden werden.

Ruhig bleiben und abwarten

Wer verliebt ist, möchte sich ganz dem neuen Glück hingeben. Singles haben es hier einfacher. Sie sind ungebunden, können ein wenig ausprobieren und Spaß haben. Personen, die sich in einer festen Beziehung befinden, riskieren hingegen vieles. Ratsam ist es daher, sich zunächst abwartend zu verhalten und die weitere Entwicklung nicht zu erzwingen. Denn im Überschwang der Gefühle könnten sich fehlerhafte Bewertungen der Situation und der Beteiligten einstellen – wer die falsche Taktik wählt, verliert nicht selten alles. Idealerweise sollte der oder die Betroffene schauen, welche gegenseitigen Zuneigungen sowohl zum bisherigen Partner als auch beim Flirt auftreten. Es kann Wochen oder sogar Monate erfordern, um den vermeintlich richtigen Weg vor Augen zu sehen.

Ehrlich zu sich selbst sein

Ebenso notwendig ist es, die auftretenden Signale wahrzunehmen. Vielleicht haben sich in die bisherige Beziehung kleinere Fehler eingeschlichen, die sich nicht mehr ignorieren lassen. Die Routine des Alltags, die Sorgen und Nöte im Beruf, die unterschiedlichen Interessen des Paares oder ähnliche Faktoren können die Kraft der Liebe schmälern. Häufig finden wir in einem neuen Flirt genau das, was wir an unserem gegenwärtigen Partner schmerzlich vermissen. So können die häufige Abwesenheit, ein grundsätzliches Auseinanderleben oder typische Beziehungskiller ursächlich sein. Immer wieder stellt sich die Frage: Lassen sich diese ersten und zumeist kleineren Risse noch beheben – oder macht eine Fortführung der Beziehung unter den jetzigen Gegebenheiten keinen Sinn mehr? Ein Ergebnis muss individuell gefunden werden.

Reden – aber mit wem?

In derart verfahrenen Momenten kann eine Einschätzung der Lage helfen, um die unterschiedlichen Gefühle zu bewerten. Wer aber bereits den Flirt durch die rosarote Brille betrachtet, wird dazu nur noch eingeschränkt fähig sein. Das Gespräch mit einem guten Freund oder einer guten Freundin ist indes oft hilfreich, um alle Aspekte der neuen und der alten Liebe zu gewichten. Zudem ist es ratsam, sich jemandem anvertrauen zu können. Sowohl Freud als auch Leid dürfen nicht im Verborgenen und somit unausgesprochen bleiben. Wenig sinnvoll wäre es dagegen, sofort mit dem bisherigen Partner die neue Situation zu besprechen. Er oder sie sollte erst dann eingeweiht werden, wenn der Betroffene den ersten Überschwang der Emotionen halbwegs kanalisiert hat.

Ein Augenblick für mich

Der vorherige Prozess des Austauschens sollte dazu führen, sämtliches Für und Wider sowohl mit Blick auf den Flirt als auch in Bezug auf die laufende Beziehung vor sich zu sehen. Die Konsequenz jeder möglichen Entscheidung muss erkennbar sein. Lediglich das Abwägen selbst darf nunmehr den kommenden Schritten im Wege stehen. Wer sich dabei partout nicht zwischen der alten und der neuen Liebe entscheiden kann, sollte sich eine Auszeit gönnen. Ein Wochenende am Meer oder ein Kurzurlaub fernab der Heimat, der Familie, des Jobs und der Freunde kann bereits helfen, die eigenen Gedanken zu ordnen und die notwendig gewordene Bewertung ganz im Stillen vorzunehmen. Rationale und emotionale Gründe werden hierbei das weitere Vorgehen bestimmen.

Die alte Beziehung aufrechterhalten?

Ein Weg kann darin bestehen, die bisherige Liebe fortzusetzen. Diese Wahl empfiehlt sich immer dann, wenn sich zwar kleine Mängel zum Partner eingestellt haben, die grundsätzliche Zuneigung aber noch vorhanden ist. Zwei Personen, die sich seit Jahren oder sogar Jahrzehnten kennen und vertrauen, sollten sich nicht durch eine kleine Fremdaffäre, trennen lassen. Können die Risse der Beziehung gekittet werden, so gibt es keinen Grund, ein neues Abenteuer einzugehen, dafür die Familie zu entzweien und das Geflecht aus gemeinsamen Krediten, Freundes- und Verwandtenkreisen oder dem Hausstand aufzulösen. Aber es muss eben dieser Ausweg aus der jetzigen Situation mit all ihren zwischenmenschlichen Fehlern erkennbar sein. Gelingt das nicht, werden sich künftig vermehrt Auseinandersetzungen, Meinungsverschiedenheiten und negative Gefühle einstellen.

Dem Flirt eine Chance geben?

Kann ein Fortbestehen der Beziehung nicht mit guten Gründen bejaht werden, so ist es nicht sinnvoll, daran festzuhalten. Zu schnell würden sich das Unglück und die Nichterfüllung der eigenen Wünsche offenbaren. In diesen Fällen lohnt es sich, vollständig loszulassen – und sich Neuem hinzugeben. Das kann natürlich der Flirt sein, der diese Entscheidung erst notwendig werden ließ. Aber auch für ihn müssen handfeste Gründe sprechen. Diese sollten nicht alleine in einem kurzen Feuer der Zuneigung gesehen werden, sondern müssen genug Sicherheit für die kommenden Jahre beinhalten. Nicht alleine das Aussehen und der Esprit des Liebhabers werden gewichtet, sondern auch sein Charakter und das Vertrauen darin übernehmen nunmehr eine tragende Rolle. Wer sich in eine neue Liebe fallen lassen möchte, sollte von dieser aufgefangen werden.

Den eigenen Gefühlen folgen

Am Ende aller Abwägungen muss die eigene Positionierung stehen. Sie sollte nicht zwingend auf andere Personen Rücksicht nehmen, darf aber auch niemandem unnötige Verletzungen zufügen. Der oder die Betroffene wird sich für einen Weg entscheiden – und diesen mit aller Konsequenz betreten. Ob er zur bestehenden Beziehung oder zum neuen Flirt führen sollte, kann nicht pauschal vorherbestimmt werden. Vielmehr ist dafür im Einzelfall zu schauen, welche Gründe für die eine sowie für die andere Option sprechen. Auch das Bauchgefühl kann in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Im Ergebnis steht so oder so wieder die unbändige Liebe, die sich auch diesmal ihren Pfad zu Glück und Freude geebnet hat.

Ihre
Ilona von Serényi, Aachen-Oberforstbach

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