Hilfe, ich bin fremdverliebt: Was soll ich tun?
Die Liebe ist vermutlich das intensivste und zugleich schönste Gefühl, dem wir in unserem Leben begegnen. Haben wir dann allerdings einen Menschen gefunden, mit dem wir die verbleibenden Jahrzehnte unseres Daseins gemeinsam verbringen möchten, so sind wir doch nicht immun dagegen, vielleicht einmal „fremdverliebt" zu sein.
Dieses Phänomen wirft Fragen auf, die sowohl unsere Emotionen als auch die Stabilität unserer Partnerschaft auf die Probe stellen können. Wie wir mit diesen Gefühlen umgehen, kann entscheidend dafür sein, ob sie eine Herausforderung oder eine Chance für persönliches und gemeinsames Wachstum bedeuten.
Informationen zur Fremdverliebtheit
Was bedeutet fremdverliebt?
Fremdverliebt zu sein bedeutet, dass man sich während einer laufenden Beziehung in eine andere Person verliebt. Dieses Gefühl kann sehr intensiv und quälend sein. Man liebt seinen Partner vielleicht weiterhin, fühlt sich aber gleichzeitig zu jemand anderem hingezogen.
Allgemein finden Zuneigung und Sympathien immer wieder Wege, vom Absender an den Empfänger zu gelangen. Selbst Personen, die auf eine lange und glückliche Ehe zurückblicken, können plötzlich Gefühle für jemanden anderen haben.
Die Wärme der Herzen folgt keinem bestimmten Schema und keinem Zeitplan. Erst recht keiner tieferen Logik. Amors Pfeil trifft uns in den meisten Fällen ohne jede Ankündigung und Vorbereitung - nicht aber immer grundlos.
Verliebt trotz Beziehung: Gründe
Generelle Unzufriedenheit: Wenn grundlegende Bedürfnisse wie Nähe, Verständnis oder Zuneigung nicht mehr erfüllt werden, entsteht eine emotionale Lücke, die durch die Verliebtheit in eine andere Person kompensiert werden kann.
Fehlende Wertschätzung: In langjährigen Beziehungen kann es vorkommen, dass die Partner einander für selbstverständlich halten. Wenn dann eine andere Person kommt, die einem das Gefühl gibt, besonders oder attraktiv zu sein, kann dies starke Gefühle auslösen.
Wunsch nach Abwechslung: Viele Menschen erleben Fremdverliebtheit als Folge von Langeweile oder Routine in der Beziehung. Der Alltag, mit seinen Pflichten und Gewohnheiten, kann das Gefühl von Aufregung und Abenteuer dämpfen. Die fremde Person repräsentiert das Neue und Unbekannte, das aufregend wirkt.
Bindungsängste: Auch Menschen mit Bindungsängsten erleben Fremdverliebtheit. Die Verliebtheit in eine andere Person schafft Distanz und gibt das Gefühl von Freiheit, ohne die Verpflichtungen und die emotionale Tiefe einer festen Bindung.
Anzeichen: Wie merke ich, ob ich fremdverliebt bin?
1. Ständige Gedanken an die Person: Eines der klarsten Anzeichen für Fremdverliebtheit ist, dass man als Betroffener ständig an die andere Person denkt. Man erwischt sich dabei, wie man tagträumt oder sich vorstellt, Zeit mit dieser Person zu verbringen.
2. Intensiver Kontakt: Wenn man sich fremdverliebt, sucht man oft (un-)bewusst den Kontakt zur neuen Person. Gespräche werden intensiver und persönlicher. Auch wenn keine körperliche Nähe besteht, kann diese emotionale Intimität die aktuelle Beziehung gefährden.
3. Vergleich des Partners: Ist man fremdverliebt, neigt man zum Vergleichen. Die positiven Eigenschaften der neuen Person werden hervorgehoben, während die negativen Aspekte des Partners immer deutlicher werden.
4. Schuldgefühle und Lügen: Ist man fremdverliebt, merkt man, dass die eigenen Gefühle nicht in die bestehende Beziehung passen. Das führt zu inneren Konflikten. Oft versucht man, die Schuldgefühle zu verdrängen oder vor dem Partner zu verbergen, was zu Lügen oder Ausflüchten führt. Man verschweigt zum Beispiel Treffen oder Nachrichten und rechtfertigt sein Verhalten vor sich selbst.
Wie lange ist man fremdverliebt?
Die Dauer von Fremdverliebtheit kann stark variieren. In manchen Fällen verfliegen die Gefühle nach kurzer Zeit, wenn der Reiz des Neuen nachlässt oder man die emotionale Distanz zur anderen Person herstellt.
Bei anderen Menschen kann die Fremdverliebtheit Monate oder sogar Jahre anhalten. Dies passiert oft, wenn der Kontakt zur anderen Person weiterhin besteht oder die Anziehung sehr stark ist.
Fremdverliebtheit ist oft eine Phase, die mit intensiven Gefühlen beginnt, aber im Laufe der Zeit verblassen kann – vor allem, wenn man sich bewusst entscheidet, in die eigene Beziehung zu investieren.
Fremdverliebtheit und die Beziehung
Fremdverliebtheit kann eine Beziehung stark belasten, muss aber nicht zwangsläufig zu ihrem Ende führen. Wie sich Fremdverliebtheit auf eine Partnerschaft auswirkt, hängt von vielen Faktoren ab: der Stabilität der Beziehung, dem Umgang mit den eigenen Gefühlen und der Kommunikation zwischen den Partnern.
Trennungsgrund oder überwindbar: Kann Fremdverliebtheit die Beziehung retten oder zerstören?
Fremdverliebtheit kann eine Beziehung sowohl ins Wanken bringen als auch auf unerwartete Weise stärken. In vielen Fällen deckt Fremdverliebtheit nämlich Probleme auf, die zuvor in der Beziehung verdrängt oder ignoriert wurden.
Diese Erkenntnis kann dazu führen, dass man gemeinsam an der Beziehung arbeitet, um sie zu verbessern. Fremdverliebtheit kann als Weckruf dienen, der zeigt, dass in der Partnerschaft etwas fehlt – sei es emotionale Nähe, Abenteuer oder Wertschätzung.
Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass die Fremdverliebtheit die Beziehung zerstört, vor allem, wenn sie in körperlicher Untreue endet oder wenn man emotional zu sehr von der anderen Person eingenommen ist. Wenn das Vertrauen einmal gebrochen ist, kann es schwierig sein, die Beziehung wiederherzustellen.
Fremdverliebt trotz glücklicher Beziehung: Wie ist das möglich?
Es mag paradox erscheinen, aber Fremdverliebtheit kann auch in einer grundsätzlich glücklichen Beziehung auftreten. Menschen sind komplexe Wesen, und selbst wenn eine Beziehung stabil und liebevoll ist, können neue Menschen auf unerwartete Weise Gefühle wecken.
Diese Verliebtheit muss nicht bedeuten, dass etwas in der aktuellen Beziehung grundlegend falsch läuft. Sie kann aus Neugier, einem Bedürfnis nach Abwechslung oder einer emotionalen Verbindung zu einer anderen Person entstehen.
Solche Gefühle lassen sich oft durch Selbstreflexion und eine bewusste Entscheidung für die bestehende Beziehung überwinden. Wichtig ist, sich klarzumachen, dass Fremdverliebtheit nicht zwangsläufig das Ende der aktuellen Beziehung bedeutet, sondern vielmehr eine Prüfung der eigenen Wünsche und Prioritäten ist.
Fremdverliebt trotz Ehe oder Beziehung: Emotionale Auswirkungen
Fremdverliebtheit geht oft mit intensiven Gefühlen einher. Wer sich fremdverliebt, befindet sich in einem emotionalen Zwiespalt zwischen der bestehenden Partnerschaft und den neuen Gefühlen für eine andere Person. Dieser Zustand hat tiefgreifende emotionale Auswirkungen und kann neben inneren Konflikten auch zu Schuldgefühlen und Liebeskummer führen.
Liebeskummer bei Fremdverliebtheit
Fremdverliebtheit kann Liebeskummer auslösen, besonders wenn man sich dafür entscheidet, die neue Verliebtheit nicht auszuleben. Der Verzicht auf die fremde Person und die Entscheidung, in der aktuellen Beziehung zu bleiben, kann schmerzhaft sein, denn man hat das Gefühl, auf etwas Emotionales oder Bedeutungsvolles verzichten zu müssen.
Wie geht man mit Schuldgefühlen um?
Schuldgefühle sind bei Fremdverliebtheit sehr häufig, vor allem, wenn man das Gefühl hat, dem eigenen Partner emotional untreu zu sein. Diese Schuldgefühle können quälend sein, besonders wenn die eigene Beziehung stabil und liebevoll ist. Um mit diesen Gefühlen umzugehen, ist es wichtig, sich selbst zu verzeihen und sich klarzumachen, dass Fremdverliebtheit ein menschliches Phänomen ist, das nicht immer bewusst kontrollierbar ist.
Innerer Zwiespalt: Zwischen zwei Welten gefangen
Ein weiteres emotionales Symptom der Fremdverliebtheit ist das Gefühl, zwischen zwei Welten gefangen zu sein. Dieser innere Zwiespalt kann große Unsicherheit verursachen. Auf der einen Seite möchte man die bestehende Beziehung nicht gefährden, auf der anderen Seite ist die Verliebtheit schwer zu ignorieren. Dies kann zu emotionalem Stress führen und das eigene Wohlbefinden stark beeinträchtigen.
Umgang mit Fremdverliebtheit: Praktische Tipps und Schritte
Fremdverliebtheit kann emotional sehr belastend sein. Es stellt sich die Frage: Wie geht man am besten mit diesen Gefühlen um?
Abwarten und Gefühle reflektieren
Wer verliebt ist, möchte sich ganz dem neuen Glück hingeben. Personen, die sich in einer festen Beziehung befinden, riskieren damit jedoch vieles. Der erste Schritt im Umgang mit Fremdverliebtheit ist daher, sich über die eigenen Gefühle klar zu werden.
Statt sich Hals über Kopf in eine Affäre zu stürzen oder die aktuelle Beziehung zu beenden, ist es ratsam, sich zunächst abwartend zu verhalten und die weitere Entwicklung nicht zu erzwingen. Denn im Überschwang der Gefühle könnten sich fehlerhafte Bewertungen der Situation und der Beteiligten einstellen – wer die falsche Taktik wählt, verliert nicht selten alles.
Doch ein einfaches "Aussitzen" der Situation allein reicht nicht. Ebenso notwendig ist es, die auftretenden Signale wahrzunehmen. Vielleicht haben sich in die bisherige Beziehung Fehler eingeschlichen, die sich nicht mehr ignorieren lassen.
Häufig finden wir in einem neuen Flirt genau das, was wir an unserem gegenwärtigen Partner schmerzlich vermissen. So können die häufige Abwesenheit, ein grundsätzliches Auseinanderleben oder andere typische Beziehungskiller ursächlich sein.
Idealerweise sollte der oder die Betroffene schauen, welche gegenseitigen Zuneigungen sowohl zum bisherigen Partner als auch bei der anderen Person auftreten. Es kann Wochen oder sogar Monate erfordern, um den vermeintlich richtigen Weg vor Augen zu sehen.
Entscheidungshilfe: Gehen oder bleiben?
Immer wieder stellt man sich als Betroffener im Entscheidungsprozess die Frage: Lassen sich diese ersten und zumeist kleineren Risse noch beheben – oder macht eine Fortführung der Beziehung unter den jetzigen Gegebenheiten keinen Sinn mehr? Ein Ergebnis muss individuell gefunden werden.
Wer sich partout nicht zwischen der alten und der neuen Liebe entscheiden kann, sollte sich eine Auszeit gönnen. Ein Wochenende am Meer oder ein Kurzurlaub fernab der Heimat, der Familie, des Jobs und der Freunde kann bereits helfen, die eigenen Gedanken zu ordnen.
Am Ende aller Abwägungen muss dann die eigene Positionierung stehen. Ob er zur bestehenden Beziehung oder zum neuen Flirt führen sollte, kann nicht pauschal vorherbestimmt werden. Vielmehr ist dafür im Einzelfall zu schauen, welche Gründe für die eine sowie für die andere Option sprechen.
Die Entscheidung sollte nicht zwingend auf andere Personen Rücksicht nehmen, darf aber auch niemandem unnötige Verletzungen zufügen. Der oder die Betroffene sollte sich also für einen Weg entscheiden – und diesen mit aller Konsequenz betreten. Nur so kann ein gesunder und fairer Umgang mit der Situation gewährleistet werden.
Wann sollte man dem Flirt eine Chance geben?
Kann ein Fortbestehen der Beziehung nicht mit guten Gründen bejaht werden, so ist es nicht sinnvoll, daran festzuhalten. Zu schnell würden sich das Unglück und die Nichterfüllung der eigenen Wünsche offenbaren. In diesen Fällen lohnt es sich, vollständig loszulassen – und sich Neuem hinzugeben.
Das kann natürlich der Flirt sein, der diese Entscheidung erst notwendig werden ließ. Aber auch für ihn müssen handfeste Gründe sprechen. Diese sollten nicht allein in einem kurzen Feuer der Zuneigung gesehen werden, sondern müssen genug Sicherheit für die kommenden Jahre beinhalten.
Sich entlieben: Wie man die Verliebtheit loslassen kann
Sich für die aktuelle Beziehung zu entscheiden, empfiehlt sich immer dann, wenn die grundsätzliche Zuneigung trotz kleinerer Probleme noch vorhanden ist. Können die Risse der Beziehung gekittet werden, so gibt es keinen Grund, ein neues Abenteuer einzugehen und dafür die Familie zu entzweien.
Fällt die Entscheidung auf die gemeinsame Beziehung, ist es wichtig, sich bewusst zu entlieben. Dies erfordert oft räumliche und emotionale Distanz zu der anderen Person. Häufig hilft es, den Kontakt zu minimieren oder ganz zu beenden.
Ablenkung durch eigene Hobbys und gemeinsame Aktivitäten mit dem Partner kann ebenfalls helfen, die fremden Gefühle langsam verblassen zu lassen. Entlieben ist ein Prozess, der Zeit braucht, aber möglich ist, wenn man sich aktiv darauf konzentriert, die alte Beziehung wieder zu stärken.
Gespräche mit dem Partner: Wann und wie sollte man darüber sprechen?
Hat man eine Entscheidung getroffen, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, mit seinem Partner über die Situation zu sprechen. Egal, ob Sie sich für oder gegen die Beziehung entscheiden, das Gespräch sollte behutsam und respektvoll geführt werden. Überlegen Sie vorher, wie Sie das Gespräch angehen möchten, um den Partner möglichst wenig zu verletzen. Seien Sie ehrlich, aber auch sensibel in der Wortwahl.
Paartherapie
Wenn man Schwierigkeiten hat, die eigene Fremdverliebtheit zu verarbeiten oder Sie als Paar beschlossen haben, es trotz Fremdverliebtheit weiter miteinander zu probieren, kann professionelle Hilfe durch eine Paartherapie sinnvoll sein. Hier finden Sie eine sichere Umgebung, um über Ängste, Wünsche und Unsicherheiten zu sprechen und Strategien zu entwickeln, um die Situation zu verarbeiten und gestärkt aus der Beziehungskrise hervorzugehen.
Ihre
Ilona von Serényi aus der Paartherapie Aachen
Zuletzt aktualisiert: 02.12.2024